Adventskalender Türchen 28 ~ Der goldene Vogel

28

Es war vor Zeiten ein König, der hatte einen schönen Lustgarten hinter seinem Schloß, darin stand ein Baum, der goldene Äpfel trug. Als die Äpfel reiften, wurden sie gezählt, aber gleich den nächsten Morgen fehlte einer. Das ward dem König gemeldet, und er befahl, daß alle Nächte unter dem Baume Wache sollte gehalten werden. Der König hatte drei Söhne, davon schickte er den ältesten bei einbrechender Nacht in den Garten. Wie es aber Mitternacht war, konnte er sich des Schlafes nicht erwehren, und am nächsten Morgen fehlte wieder ein Apfel. In der folgenden Nacht mußte der zweite Sohn wachen, aber dem erging es nicht besser. Als es zwölf Uhr geschlagen hatte, schlief er ein, und morgens fehlte ein Apfel. Jetzt kam die Reihe zu wachen an den dritten Sohn; der war auch bereit, aber der König traute ihm nicht viel zu und meinte, er würde noch weniger ausrichten als seine Brüder; endlich aber gestattete er es doch. Der Jüngling legte sich also unter den Baum, wachte und ließ den Schlaf nicht Herr werden. Als es zwölf schlug, so rauschte etwas durch die Luft, und er sah im Mondschein einen Vogel daherfliegen, dessen Gefieder ganz von Gold glänzte. Der Vogel ließ sich auf dem Baume nieder und hatte eben einen Apfel abgepickt, als der Jüngling einen Pfeil nach ihm abschoß. Der Vogel entfloh, aber der Pfeil hatte sein Gefieder getroffen, und eine seiner goldenen Federn fiel herab. Der Jüngling hob sie auf, brachte sie am andern Morgen dem König und erzählte ihm, was er in der Nacht gesehen hatte. Der König versammelte seinen Rat, und jedermann erklärte, eine Feder wie diese sei mehr wert als das gesamte Königreich. “Ist die Feder so kostbar,” erklärte der König, “so hilft mir die eine auch nichts, sondern ich will und muß den ganzen Vogel haben.”

Der älteste Sohn machte sich auf den Weg, verließ sich auf seine Klugheit und meinte den goldenen Vogel schon zu finden. Wie er eine Strecke gegangen war, sah er an dem Rande eines Waldes einen Fuchs sitzen, legte seine Flinte an und zielte auf ihn. Der Fuchs rief: “Schieß mich nicht, ich will dir dafür einen guten Rat geben. Du bist auf dem Weg nach dem goldenen Vogel und wirst heute abend in ein Dorf kommen, wo zwei Wirtshäuser einander gegenüberstehen. Eins ist hell erleuchtet, und es geht darin lustig her; da kehr aber nicht ein, sondern geh ins andere, wenn es dich auch schlecht ansieht.” Wie kann mir wohl so ein albernes Tier einen vernünftigen Rat erteilen! dachte der Königssohn und drückte los, aber er fehlte den Fuchs, der den Schwanz streckte und schnell in den Wald lief. Darauf setzte er seinen Weg fort und kam abends in das Dorf, wo die beiden Wirtshäuser standen. In dem einen ward gesungen und gesprungen, das andere hatte ein armseliges betrübtes Ansehen. Ich wäre wohl ein Narr, dachte er, wenn ich in das lumpige Wirtshaus ginge und das schöne liegen ließ. Also ging er in das lustige ein, lebte da in Saus und Braus und vergaß den Vogel, seinen Vater und alle guten Lehren.

Als eine Zeit verstrichen und der älteste Sohn immer und immer nicht nach Haus gekommen war, so machte sich der zweite auf den Weg und wollte den goldenen Vogel suchen. Wie dem Ältesten begegnete ihm der Fuchs und gab ihm den guten Rat, den er nicht achtete. Er kam zu den beiden Wirtshäusern, wo sein Bruder am Fenster des einen stand, aus dem der Jubel erschallte, und ihn anrief. Er konnte nicht widerstehen, ging hinein und lebte nur seinen Lüsten.

Wiederum verstrich eine Zeit, da wollte der jüngste Königssohn ausziehen und sein Heil versuchen, der Vater aber wollte es nicht zulassen. “Es ist vergeblich,” sprach er, “der wird den goldenen Vogel noch weniger finden als seine Brüder, und wenn ihm ein Unglück zustößt, so weiß er sich nicht zu helfen, es fehlt ihm am Besten.” Doch endlich, wie keine Ruhe mehr da war, ließ er ihn ziehen. Vor dem Walde saß wieder der Fuchs, bat um sein Leben und erteilte den guten Rat. Der Jüngling war gutmütig und sagte: “Sei ruhig, Füchslein, ich tue dir nichts zuleid!” – “Es soll dich nicht gereuen,” antwortete der Fuchs, “und damit du schneller fortkommst, so steig hinten auf meinen Schwanz.” Und kaum hat er sich aufgesetzt, so fing der Fuchs an zu laufen und ging’s über Stock und Stein, daß die Haare im Winde pfiffen. Als sie zu dem Dorf kamen, stieg der Jüngling ab, befolgte den guten Rat und kehrte, ohne sich umzusehen, in das geringe Wirtshaus ein, wo er ruhig übernachtete. Am andern Morgen, wie er auf das Feld kam, saß da schon der Fuchs und sagte: “Ich will dir weiter sagen, was du zu tun hast. Geh du immer gerade aus, endlich wirst du an ein Schloß kommen, vor dem eine ganze Schar Soldaten liegt; aber kümmre dich nicht darum, denn sie werden alle schlafen und schnarchen: geh mittendurch und geradewegs in das Schloß hinein, und geh durch alle Stuben. Zuletzt wirst du in eine Kammer kommen, wo ein goldener Vogel in einem hölzernen Käfig hängt. Nebenan steht ein leerer Goldkäfig zum Prunk, aber hüte dich, daß du den Vogel nicht aus seinem schlechten Käfig herausnimmst und in den prächtigen tust, sonst möchte es dir schlimm ergehen.” Nach diesen Worten streckte der Fuchs wieder seinen Schwanz aus, und der Königssohn setzte sich auf. Da ging’s über Stock und Stein, daß die Haare im Winde pfiffen. Als er bei dem Schloß angelangt war, fand er alles so, wie der Fuchs gesagt hatte. Der Königssohn kam in die Kammer, wo der goldene Vogel in einem hölzernen Käfig stand, und ein goldener stand daneben; die drei goldenen Äpfel aber lagen in der Stube umher. Da dachte er, es wäre lächerlich, wenn er den schönen Vogel in dem gemeinen und häßlichen Käfig lassen wollte, öffnete die Türe, packte ihn und setzte ihn in den goldenen. In dem Augenblick aber tat der Vogel einen durchdringenden Schrei. Die Soldaten erwachten, stürzten herein und führten ihn ins Gefängnis. Den andern Morgen wurde er vor ein Gericht gestellt und, da er alles bekannte, zum Tode verurteilt. Doch sagte der König, er wollte ihm unter einer Bedingung das Leben schenken, wenn er ihm nämlich das goldene Pferd brächte, welches noch schneller liefe als der Wind, und dann sollte er obendrein zur Belohnung den goldenen Vogel erhalten.

Der Königssohn machte sich auf den Weg, seufzte aber und war traurig, denn wo sollte er das goldene Pferd finden? Da sah er auf einmal seinen alten Freund, den Fuchs, an dem Wege sitzen. “Siehst du,” sprach der Fuchs, “so ist es gekommen, weil du mir nicht gehört hast! Doch sei guten Mutes, ich will mich deiner annehmen und dir sagen, wie du zu dem goldenen Pferd gelangst. Du mußt gerades Weges fortgehen, so wirst du zu einem Schloß kommen, wo das Pferd im Stalle steht. Vor dem Stall werden die Stallknechte liegen, aber sie werden schlafen und schnarchen, und du kannst geruhig das goldene Pferd herausführen. Aber eins mußt du in acht nehmen: leg ihm den schlechten Sattel von Holz und Leder auf und ja nicht den goldenen, der dabeihängt, sonst wird es dir schlimm ergehen.” Dann streckte der Fuchs seinen Schwanz aus, der Königssohn setzte sich auf, und es ging über Stock und Stein, daß die Haare im Winde pfiffen. Alles traf so ein, wie der Fuchs gesagt hatte, er kam in den Stall, wo das goldene Pferd stand. Als er ihm aber den schlechten Sattel auflegen wollte, so dachte er: Ein so schönes Tier wird verschändet, wenn ich ihm nicht den guten Sattel auflege, der ihm gebührt. Kaum aber berührte der goldene Sattel das Pferd, so fing es an laut zu wiehern. Die Stallknechte erwachten, ergriffen den Jüngling und warfen ihn ins Gefängnis. Am andern Morgen wurde er vom Gerichte zum Tode verurteilt, doch versprach ihm der König das Leben zu schenken und dazu das goldene Pferd, wenn er die schöne Königstochter vom goldenen Schlosse herbeischaffen könnte.

Mit schwerem Herzen machte sich der Jüngling auf den Weg, doch zu seinem Glück fand er bald den treuen Fuchs. “Ich sollte dich nur deinem Unglück überlassen,” sagte der Fuchs, “aber ich habe Mitleiden mit dir und will dir noch einmal aus deiner Not helfen. Dein Weg führt dich gerade zu dem goldenen Schlosse. Abends wirst du anlangen, und nachts, wenn alles still ist, dann geht die schöne Königstochter ins Badehaus, um da zu baden. Und wenn sie hineingeht, so spring auf sie zu und gib ihr einen Kuß, dann folgt sie dir, und kannst sie mit dir fortführen; nur dulde nicht, daß sie vorher von ihren Eltern Abschied nimmt, sonst kann es dir schlimm ergehen.” Dann streckte der Fuchs seinen Schwanz, der Königssohn setzte sich auf, und so ging es über Stock und Stein, daß die Haare im Winde pfiffen. Als er beim goldenen Schloß ankam, war es so, wie der Fuchs gesagt hatte. Er wartete bis um Mitternacht, als alles in tiefem Schlaf lag und die schöne Jungfrau ins Badehaus ging, da sprang er hervor und gab ihr einen Kuß. Sie sagte, sie wollte gerne mit ihm gehen, sie bat ihn aber flehentlich und mit Tränen, er möchte ihr erlauben, vorher von ihren Eltern Abschied zu nehmen. Er widerstand anfangs ihren Bitten, als sie aber immer mehr weinte und ihm zu Füßen fiel, so gab er endlich nach. Kaum war die Jungfrau zu dem Bette ihres Vaters getreten, so wachte er und alle andern, die im Schlosse waren, auf, und der Jüngling ward festgehalten und ins Gefängnis gesetzt.

Am andern Morgen sprach der König zu ihm: “Dein Leben ist verwirkt, und du kannst bloß Gnade finden, wenn du den Berg abträgst, der vor meinen Fenstern liegt und über welchen ich nicht hinaussehen kann, und das mußt du binnen acht Tagen zustande bringen. Gelingt dir das, so sollst du meine Tochter zur Belohnung haben.” Der Königssohn fing an, grub und schaufelte ohne abzulassen, als er aber nach sieben Tagen sah, wie wenig er ausgerichtet hatte und alle seine Arbeit so gut wie nichts war, so fiel er in große Traurigkeit und gab alle Hoffnung auf. Am Abend des siebenten Tages aber erschien der Fuchs und sagte: “Du verdienst nicht, daß ich mich deiner annehme, aber geh nur hin und lege dich schlafen, ich will die Arbeit für dich tun.” Am andern Morgen, als er erwachte und zum Fenster hinaussah, so war der Berg verschwunden. Der Jüngling eilte voll Freude zum König und meldete ihm, daß die Bedingung erfüllt wäre, und der König mochte wollen oder nicht, er mußte Wort halten und ihm seine Tochter geben.

Nun zogen die beiden zusammen fort, und es währte nicht lange, so kam der treue Fuchs zu ihnen. “Das Beste hast du zwar,” sagte er, “aber zu der Jungfrau aus dem goldenen Schloß gehört auch das goldene Pferd.” – “Wie soll ich das bekommen?” fragte der Jüngling. “Das will ich dir sagen,” antwortete der Fuchs, “zuerst bring dem Könige, der dich nach dem goldenen Schlosse geschickt hat, die schöne Jungfrau. Da wird unerhörte Freude sein, sie werden dir das goldene Pferd gerne geben und werden dir’s vorführen. Setz dich alsbald auf und reiche allen zum Abschied die Hand herab, zuletzt der schönen Jungfrau, und wenn du sie gefaßt hast, so zieh sie mit einem Schwung hinauf und jage davon, und niemand ist imstande, dich einzuholen, denn das Pferd läuft schneller als der Wind.”

Alles wurde glücklich vollbracht, und der Königssohn führte die schöne Jungfrau auf dem goldenen Pferde fort. Der Fuchs blieb nicht zurück und sprach zu dem Jüngling: “Jetzt will ich dir auch zu dem goldenen Vogel verhelfen. Wenn du nahe bei dem Schlosse bist, wo sich der Vogel befindet, so laß die Jungfrau absitzen, und ich will sie in meine Obhut nehmen. Dann reit mit dem goldenen Pferd in den Schloßhof; bei dem Anblick wird große Freude sein, und sie werden dir den goldenen Vogel herausbringen. Wie du den Käfig in der Hand hast, so jage zu uns zurück und hole dir die Jungfrau wieder ab.” Als der Anschlag geglückt war und der Königssohn mit seinen Schätzen heimreiten wollte, so sagte der Fuchs: “Nun sollst du mich für meinen Beistand belohnen.” – “Was verlangst du dafür?” fragte der Jüngling. “Wenn wir dort in den Wald kommen, so schieß mich tot und hau mir Kopf und Pfoten ab.” – “Das wäre eine schöne Dankbarkeit!” sagte der Königssohn, “das kann ich dir unmöglich gewähren.” Sprach der Fuchs: “Wenn du es nicht tun willst, so muß ich dich verlassen; ehe ich aber fortgehe, will ich dir noch einen guten Rat geben. Vor zwei Stücken hüte dich, kauf kein Galgenfleisch und setze dich an keinen Brunnenrand!” Damit lief er in den Wald.

Der Jüngling dachte: “Das ist ein wunderliches Tier, das seltsame Grillen hat. Wer wird Galgenfleisch kaufen! Und die Lust, mich an einen Brunnenrand zu setzen, ist mir noch niemals gekommen.” Er ritt mit der schönen Jungfrau weiter, und sein Weg führte ihn wieder durch das Dorf, in welchem seine beiden Brüder geblieben waren. Da war großer Auflauf und Lärmen, und als er fragte, was da los wäre, hieß es, es sollten zwei Leute aufgehängt werden. Als er näher hinzukam, sah er, daß es seine Brüder waren, die allerhand schlimme Streiche verübt und all ihr Gut vertan hatten. Er fragte, ob sie nicht könnten freigemacht werden. “Wenn Ihr für sie bezahlen wollt,” antworteten die Leute, “aber was wollt Ihr an die schlechten Menschen Euer Geld hängen und sie loskaufen.” Er besann sich aber nicht, zahlte für sie, und als sie freigegeben waren, so setzten sie die Reise gemeinschaftlich fort.

Sie kamen in den Wald, wo ihnen der Fuchs zuerst begegnet war, und da es darin kühl und lieblich war und die Sonne heiß brannte, so sagten die beiden Brüder: “Laßt uns hier an dem Brunnen ein wenig ausruhen, essen und trinken!” Er willigte ein, und während des Gespräches vergaß er sich, setzte sich an den Brunnenrand und versah sich nichts Arges. Aber die beiden Brüder warfen ihn rückwärts in den Brunnen, nahmen die Jungfrau, das Pferd und den Vogel, und zogen heim zu ihrem Vater. “Da bringen wir nicht bloß den goldenen Vogel,” sagten sie, “wir haben auch das goldene Pferd und die Jungfrau von dem goldenen Schlosse erbeutet.” Da war große Freude, aber das Pferd fraß nicht, der Vogel pfiff nicht, und die Jungfrau, die saß und weinte.

Der jüngste Bruder aber war nicht umgekommen. Der Brunnen war zum Glück trocken, und er fiel auf weiches Moos, ohne Schaden zu nehmen, konnte aber nicht wieder heraus. Auch in dieser Not verließ ihn der treue Fuchs nicht, kam zu ihm herabgesprungen und schalt ihn, daß er seinen Rat vergessen hätte. “Ich kann’s aber doch nicht lassen,” sagte er, “ich will dir wieder an das Tageslicht helfen.” Er sagte ihm, er sollte seinen Schwanz anpacken und sich fest daran halten, und zog ihn dann in die Höhe. “Noch bist du nicht aus aller Gefahr,” sagte der Fuchs, “deine Brüder waren deines Todes nicht gewiß und haben den Wald mit Wächtern umstellt, die sollen dich töten, wenn du dich sehen ließest.” Da saß ein armer Mann am Weg, mit dem vertauschte der Jüngling die Kleider und gelangte auf diese Weise an des Königs Hof. Niemand erkannte ihn, aber der Vogel fing an zu pfeifen, das Pferd fing an zu fressen, und die schöne Jungfrau hörte Weinens auf. Der König fragte verwundert: “Was hat das zu bedeuten?” Da sprach die Jungfrau: “Ich weiß es nicht, aber ich war so traurig und nun bin ich so fröhlich. Es ist mir, als wäre mein rechter Bräutigam gekommen.” Sie erzählte ihm alles, was geschehen war, obgleich die andern Brüder ihr den Tod angedroht hatten, wenn sie etwas verraten würde. Der König hieß alle Leute vor sich bringen, die in seinem Schlosse waren, da kam auch der Jüngling als ein armer Mann in seinen Lumpenkleidern, aber die Jungfrau erkannte ihn gleich und fiel ihm um den Hals. Die gottlosen Brüder wurden ergriffen und hingerichtet, er aber ward mit der schönen Jungfrau vermählt und zum Erben des Königs bestimmt.

Aber wie ist es dem armen Fuchs ergangen? Lange danach ging der Königssohn einmal wieder in den Wald. Da begegnete ihm der Fuchs und sagte: “Du hast nun alles, was du dir wünschen kannst, aber mit meinem Unglück will es kein Ende nehmen, und es steht doch in deiner Macht, mich zu erlösen,” und abermals bat er flehentlich, er möchte ihn totschießen und ihm Kopf und Pfoten abhauen. Also tat er’s, und kaum war es geschehen, so verwandelte sich der Fuchs in einen Menschen und war niemand anders als der Bruder der schönen Königstochter, der endlich von dem Zauber, der auf ihm lag, erlöst war. Und nun fehlte nichts mehr zu ihrem Glück, solange sie lebten.

ENDE

 

Wenn Männer basteln…

Seit über einem Jahr folge ich nun immer wieder gern dem Blog „Der tägliche Wahnsinn“ aus der Feder eines Feuerwehrmannes. Der Schreibstil des Blogautors gefällt mir unheimlich gut. Er ist gespickt mit Humor, Sarkasmus und tollen Gedanken und Wortspielereien. Genauso wie es mir gefällt und wie ich es liebe.

Heute aber lag ich vor Lachen fast auf dem Boden, als ich den Beitrag „Wenn Männer basteln“ gelesen habe. Ich konnte kaum noch lesen, so musste ich grinsen, feiern und ablachen über die Wortwahl und Gedankengänge. Ja, ich litt beim Lesen auch Schnitt für Schnitt und Stich für Stich mit, konnte mir dennoch ein Grinsen nicht unterdrücken!

Ach, lest einfach selbst und ihr werdet verstehen, was ich meine.

Zum Beitrag geht es –> HIER <–

Ich wünsche dem wunden Finger und dem Feuerwehrmännel selbst alles Gute und schön den Finger nicht bewegen! Und beim nächsten Schneideversuch: Immer WEG vom Körper!!!!! So was lernt man doch heutzutage schon im Kindesalter, oder nicht?! 😉

Euer Schneewittchen

 

 

Schmetterlingsgeschichte

Zufällig entdeckte ich im Netz eine sehr bewegende kurze Geschichte eines Schmetterlings, die ihr unbedingt gelesen haben müsst!

–> Schmetterlingsgeschichte

Besonders treffend fand ich den Satz: „Wir brauchen manchmal den Schmerz um uns entfalten zu können – um der oder die zu sein, die wir sein können.“

Euer Schneewittchen

 

Romeo und Julia / Rapunzel Sketche

Ihr mögt Märchen genauso gern wie ich und lacht auch sehr gern?

Dann empfehle ich euch unbedingt die Sketche von Simone Ehrhardt alias Sara Winter. Ihre Blogs entdeckte ich leider erst heute, muss mir aber jetzt schon den Bauch halten vor Lachen.

Lest euch einfach die Balkonszene von Romeo und Julia durch und auch von Rapunzel`s  Turmszene „Rapunzel, lass dein Haarteil runter„. Ich konnte nicht mehr vor Lachen!

Ich hoffe, Frau Ehrhardt schreibt weiterhin so schön und unterhaltsam, dann bin ich auf jeden Fall ihr neuer Fan 🙂

Euer Schneewittchen

PS:

Leseprobe zu „Neue Schwester, Neues Glück“ von Sara Winter

Alles runter, den Rest mache ich!

So in etwa läuft es derzeit in der alter Wohnung meiner Großeltern. Denn dort stehen Mom, meine Wenigkeit und 2 weitere männliche Persönlichkeiten und rupsen die Tapete von allen Wänden und Decken. Eine wahre „Drecksarbeit“. Nur gut, dass es hilft, dass wir die Wände ein wenig mit Wasser einsprühen. So löst sich die Tapete wenigstens etwas.

Meine Mom hat sogar großen Spaß dabei, mich mit der Sprühpistole immer nass zu spritzen. Dann kichert sie immer und ich bin – wieder mal – nass. Ich bekam so heute 4 kleine Duschen – ungewollt. Aber es tut irgendwie auch gut, meine Mom mal ein wenig aufzuheitern, deshalb verziehe ich mein Gesicht immer wieder, weshalb sie zu lachen anfängt. Ihr geht es derzeit nämlich auch nicht besonders gut. Zudem kam ihr geliebtes Auto heute nicht durch den TÜV, weshalb sie – logischerweise – auch noch verärgert und sauer zugleich war. Da tat das Abrupsen der Tapete von den Wänden gut, ihr wegen des Ärgers mit Auto und TÜV und mir half es, um ein wenig abzuschalten. Arbeit hilft mir merkwürdigerweise immer. Und Tapete habe ich schon immer gern irgendwie von den Wänden gefetzt …

Nur blöd, dass die alte Farbe dabei immer mit abbröckelt und auf einen niederrieselt. Meine Haare sahen da gleich wieder aus… Tsss… Als wären weiße Schneeflocken darin gelandet. Obwohl das wiederum zu meinem Spitznamen „Schneewittchen“ passt…

Ein einhalb Zimmer wären geschafft, nun folgen die restlichen Zimmer in den kommenden Tagen, denn der Vermieter drängelt schon wie wild, weil die die Wohnung wiederhaben wollen.

Die lassen einem aber auch echt keine Zeit zum Atem holen und Trauern…

Euer Schneewittchen

 

Verflixter Dezember 2012

Erst kommen meine Großeltern mütterlicherseits ins Pflegeheim, meine Oma erlebt mehrere Schlaganfälle und stirbt am 1. Adventswochenende, so dass die Beerdigung gleich den Freitag darauf stattfand.

Und nun erfahre ich soeben, dass auch meine Oma väterlicherseits ins Pflegeheim ab morgen geht, weil sie ihr eigenes Haus unter Wasser gesetzt hat.

Mein Onkel hatte sie die ganze Zeit in dem riesigen Haus allein gelassen, obwohl sie Demenz hat und allein nicht mehr zurecht kam. Dabei haben wir alles versucht, ihr zu helfen, doch er hat die Vollmachten und hat uns immer einen Strich durch die Rechnung gemacht und alles gut gemeinte von uns verhindert. So konnten wir nur darauf warten, bis Oma entweder das Haus in die Luft jagt (sie rauchte gern und ließ nebenbei den Gashahn offen) oder sie setzt alles unter Wasser.

Letzteres ist heute Abend nun eingetreten. Eine Pflegekraft vom ambulanten Pflegedienst hat Oma samt Haus so gefunden und uns informiert. Zum Glück haben wir auch diesmal wieder Glück gehabt und für Oma umgehend einen Platz in einem Pflegeheim hier in der Nähe gefunden, wo sie ab morgen unterkommt.

Normalerweise steht man Ewigkeiten auf der Warteliste, bis mal ein Platz frei wird. Aber irgendwie hatten wir Glück und Oma wird nun aufgenommen und ganztags umsorgt.

Dennoch nimmt auch dieses Ereignis so kurz vor Weihnachten zusätzlich mit.

Ein verflixter Dezember!

Entweder meine Großeltern gehen ins Pflegeheim oder sie sterben…

Ich möchte gar nicht wissen, was als nächstes kommt.Doch der Dezember ist noch lange nicht vorbei…

Und dann soll ich noch weihnachtliche Gefühle entwickeln? Sorry, ich bin dermaßen grad von der Spur…

Immer wenn wir denken, dass es nicht schlimmer kommen kann, kriegen wir noch eins drauf derzeit. Dabei frage ich mich mittlerweile, wie viel wir eigentlich noch ertragen können, bei all der Schei… momentan.

 

Euer Schneewittchen

Heimbesuch

Ich besuchte meine Großeltern heute in ihrem neuen Heim, zum ersten Mal seit ihrem Einzug diesen Dienstag. Zuvor hatte ich leider keine Zeit. Als ich das Heim heute betrat, war es sehr angenehm und ruhig, wundervoll durch kleine dekorative Details gestaltet und kein „Alte-Leute“-Geruch in der Luft. Ein Ort, an dem selbst ich mich irgendwann wohlfühlen könnte. Das Gebäude hat eine interessante Struktur, der Fahrstuhl innen ist mit lustigen Postkarten und Sprüchen verziert, so dass ich mich als Fahrstuhlgast darin gut aufgehoben fühlte, obwohl ich Fahrstühle total hasse. Diesmal aber hatte es mir Spaß gemacht.

Als ich dann das neue Heim meiner Großeltern betrat und meine Oma in ihrem Bett liegen sah, saß der Schock tief. Sie sah furchtbar aus, so als würde sie bereits mit 1 Bein im Grab stehen bzw. liegen. Mir schossen sofort die Tränen in die Augen. Meine Stimme bebte als ich sie begrüßte und ihre Hand hielt. Es zerriss mir das Herz, meine Oma so zu sehen. Sie hatte seit meinem letzten Besuch im Krankenhaus am Montag einen weiteren kleinen Schlaganfall erlitten und kann nun gar nichts mehr. Selbst das Reden klappt nicht mehr, obwohl sie immer eine Frau der vielen Worte war und ich ihre Geschichten von früher liebte und ein guter und neugieriger Zuhörer war.

Diese Zeiten sind nun vorbei. Oma hat Schwierigkeiten sich überhaupt noch zu verständigen. Das einzige, was noch klappt, ist ihre Hand halten. Da hat sie noch Kraft und hält einen fest und lässt einen nur sehr schwer wieder los… Mein Opa ist ähnlich. Er hat sich gleich mit beiden Händen an meiner Hand festgekrallt.
Beide sind mittlerweile auf beiden Augen blind und haben nur noch ihre Hände zum „Sehen“.

Leider können sie ihr neues zu Hause nicht sehen, dann würden sie auch die kleinen wundervoll gestalteten Details sehen, mit denen dieses Heim ausgestattet und wohnlich gemacht wurde.

Mir brach das Herz und meine „Dämme“, so dass ich erst einmal weinen musste. Ich hoffe, die beiden haben es nicht mitbekommen. Ich hatte versucht so leise wie möglich zu weinen.

Ich verstehe nicht, wie meine Oma nur so schnell – innerhalb von 3 Tagen – dermaßen abbauen konnte… Sie ist jetzt in der Pflegestufe 3 und wir wissen nicht, ob sie das WE überleben wird… Das macht mich sehr sehr traurig…

Ich bin froh, dass ich sie noch einmal in ihrem neuen zu Hause aufgesucht habe, auch, wenn es mir mein Herz und meine Seele zerreißt und mich sehr traurig und nachdenklich stimmt.

 

 

Fortsetzung zu „Mein Therapeut und ich“

Es geht weiter!!!

Eigentlich war meine Kurzgeschichte „Mein Therapeut und ich“ mit der Schlussfrage meiner Protagonistin „Doch wohin gehörte ich?“ abgeschlossen. Doch aufgrund mehrerer Anfragen und Bitten, diese schöne Geschichte doch fortzusetzen, gibt es nun einen neuen Part für euch zu lesen. Immerhin bin ich mittlerweile selbst neugierig geworden, wie es mit der Protagonistin und ihrem Therapeuten weitergeht. Lasst euch von mir überraschen und taucht wieder in die Welt um Amanda und ihren Therapeuten ein…

Mein Therapeut und ich – Part I

Mein Therapeut und ich – Part II (die Fortsetzung!)

Ich hoffe sehr, dass euch diese Fortsetzung gefällt und wünsche euch viel Spaß beim Lesen!

Ich bin wie immer sehr gespannt auf eure Kommentare – positive wie auch negative sind mir willkommen, denn nur so lerne und verbessere ich mich! Ich danke euch!

Ich überlege bereits, all meine bisher bei Wattpad.com veröffentlichten Geschichten in einem Buch zu vereinen und diese bei epubli.de drucken zu lassen. Vielleicht nur für mich, vielleicht aber auch für euch – wenn ihr das möchtet. Was haltet ihr davon?

Mein Therapeut und ich

Eine neue Geschichte erblickt heute das Tageslicht. Sie fiel mir in der vergangenen Nacht ein, als ich nicht schlafen konnte. Ich hoffe, sie gefällt euch, auch, wenn es nach einer Fortsetzung schreit…

Mein Therapeut und ich

Mein Therapeut Doktor Fox nahm mich auch heute wieder aus meiner Therapiegruppe heraus und bat mich zu einem kleinen Spaziergang hinaus zum Strand. Meinem Lieblingsort. Denn nur hier fühlte ich mich frei und konnte mich öffnen und von mir, meinen Träumen und Erlebnissen erzählen. Mir war diese Art der Psychotherapie barfuß spazierend am Strand entlang, wobei man seine Füße über den warmen seidigen Sand gleiten lässt lieber, als in einem staubigen Büro auf einer Couch zu liegen und von sich zu erzählen.

Ich liebte es, die Sonne auf meinem Gesicht zu spüren, meine Augen zu schließen und meinen Gedanken freien Lauf zu lassen.

Heute erzählte ich meinem Therapeuten Doktor Fox von meinem Vater, den ich sehr vermisse, seit ich in dieser Klinik untergebracht bin und mich immer wieder frage, was ich mit all diesen körperlich und geistig Behinderten gemeinsam habe, da ich weder das eine noch das andere war. Dennoch hatte man mich in diese – meine neue – Behausung gebracht.

Auch Doc Fox, der erst seit einigen Wochen neu an dieser Klinik war, brachte diese Frage auf, die ich ihm nicht beantworten konnte. Vielleicht aus diesem Grund oder einem anderen begleitete er mich zu unseren Therapiestunden immer hinaus an den Strand hin zur hölzernen Brücke, wo ich den Möwen beim Luftschweben und den kleinen Booten beim Segeln und Rudern zusehen kann.

Ich lehnte mich mit dem Bauch an das Geländer der Holzbrücke und sah hinaus auf das Meer. Der Doc lehnte mit seinem Rücken daran und blickte in die entgegengesetzte Richtung, so dass ich mich nicht zu sehr von ihm beobachtet fühle und ihm einfach meine Geschichte erzählen konnte. Er kannte bereits einen Teil meiner Lebensgeschichte, doch findet er immer wieder neue Fragen und Themen, die er aus mir herauskitzeln möchte.

Sein Freund und Kollege Herr Dr. Matthes betrat soeben den Holzsteg und lief auf uns zu. Er sah ebenso gut aus wie Doc Fox, nur, dass er blond und braungebrannt war, nicht wie Fox, der blasse Haut und brünettes volles Haar hatte. Beide lächelten sich an und begrüßten sich. Sie sahen sich heute das erste Mal an diesem Tag. Matthes gesellte sich zu uns, ich entfernte mich ein Stück von den beiden, damit sie kurz unter sich sein konnten. Meine Therapiestunde war sowieso vorüber.

Ich schritt weiter auf der Brücke auf das Meer hinaus und beobachtete ein kleines Ruderboot, welches unter der Brücke hindurchgleiten wollte. In dem Boot saß ein Mann mit schwarzen Haaren, braungebrannter Haut, einem kleinen Oberlippenbart und einer hageren Gestalt. Vati!

Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen und hangelte mich über das Geländer. Ich rieb mir meine Augen, weil ich meinen Vater schon so lange nicht mehr gesehen hatte. Er sah zu mir auf und winkte mir lächelnd zu. Ich hob meinen Arm und winkte ihm zurück. Ich freute mich so sehr den liebsten Menschen meiner kleinen Welt wiederzusehen. Ich hangelte so weit es mir möglich war über das Holzgeländer und musste mich etwas festhalten, um nicht hinunter zu stürzen. Ich streckte meinen Arm nach der Hand meines Vaters aus, konnte sie jedoch nicht erreichen.

„Was machst du denn hier?“ fragte ich ihn.

„Dich besuchen, meine kleine Prinzessin.“ war seine Antwort, die mir sofort die Tränen in die Augen trieb. Es tat so gut, meinen Vater nach all der Zeit wieder zu sehen. Ich lächelte glücklich. Das kleine Ruderboot glitt unter der Brücke hindurch, so dass ich schnell auf die andere Seite der Brücke eilte, um meinen Vater wiederzusehen.

„Warum hältst du nicht an?“ wollte ich von ihm wissen.

„Ich kann nicht, die Zeit drängt. Ich muss weiter, da ich einen neuen Job gefunden habe.“

„Was ist das für ein Job?“

„Ich bin Mechaniker auf einer Bohrinsel.“

„Wie lange wirst du wegbleiben?“

„Einige Monate, mein Schatz.“

„Monate? So lange?“

Tränen liefen nun stärker meine Wangen hinunter, während sich das Boot mit meinem Vater immer weiter von der Brücke, von mir entfernte.

„Vati, warte! Geh nicht!“ rief ich ihm noch hinterher, doch er winkte mir zum Abschied und schipperte immer weiter von mir weg.

Ich lehnte mich so weit über das Brückengeländer, so dass ich den Halt verlor und ins Wasser stürzte. Als ich wieder aufgetaucht war, schwamm ich meinem geliebten Vater hinterher und schwamm und schwamm. Irgendwann verlor ich ihn aus den Augen. Verzweifelt rief ich seinen Namen, doch ich erhielt keine Antwort. Auch konnte ich das Ufer und die Brücke nicht mehr sehen. Ich war zu weit rausgeschwommen. Panisch drehte ich mich im Kreis und ließ meine Augen über den Horizont zucken.

Wohin nur? Wohin?

Ich hatte vollkommen die Orientierung verloren.

Ich schwamm erst in die eine Richtung, dann in die andere. Doch es half nichts. Ich sah nirgends Land. Mir wurde allmählich kalt durch die Meerestemperatur, obwohl ich mich bewegte. Gänsehaut überzog meinen Körper. Ich schwamm hektischer, verschluckte mich öfter, hustete das salzige Meerwasser wieder aus und bekam zu meinem Unglück auch noch einen Krampf in mein linkes Bein. Es schmerzte höllisch. Während ich mich mit einem Arm und einem Bein irgendwie versuchte über Wasser zu halten, massierte ich mit der anderen Hand mein krampfendes Bein so gut es ging, damit ich es wieder schmerzfrei bewegen konnte.

Ich war verloren und so fühlte ich mich auch. Unendlich verloren.

Dann heulte ich los.

Ich hing Ewigkeiten so in diesem kalten Wasser, als ein Surfer auf mich zukam und mich rettete. Er brachte mich auf seinem Brett zum Strand zurück. Allerdings war es nicht dort, von wo aus ich gestartet war.

Erschöpft legte ich mich auf den sandigen Boden und atmete ganz langsam ein und aus.

Wie lange mochte ich im Meer gewesen sein? Wo war Vati hin? Welche Bohrinsel meinte er?

Wieder stiegen mir Tränen in die Augen an die Erinnerungen an ihn, wie er mich anlächelte und seine kleine Prinzessin nannte, ich auf seinem Schoß als kleines Kind wippen durfte und er nun ein weiteres Mal verschwunden ist. Er fehlte mir so sehr.

Ich wischte mir meine Tränen aus den Augen, stand auf und suchte einen Weg zurück in die Klinik.

Nachdem ich den Strand und seinen sandigen Boden verlassen hatte, begann eine kleine Ortschaft vor mir zu wachsen. Doch die Klinik selbst entdeckte ich nicht. Ich irrte verzweifelt in meinen nassen Sachen durch die Straßen und Gassen eines unbekannten Ortes und fragte hin und wieder einige Passanten nach dem Weg zur Klinik und zum Strand mit der Brücke bis ich mich wieder verlaufen hatte.

Die Klinik fand ich nicht, allerdings entdeckte ich die Brücke wieder, auf die Doc Fox mit mir hingegangen ist. Erschöpft ließ ich mich davor nieder, schlang meine Arme um meinen halb durchgefrorenen Körper und zitterte im Stillen weiter, während ich meine Augen schloss.

Eine ganze Weile verging, ohne dass ich etwas wahr nahm bis ich plötzlich eine warme Hand auf meiner Schulter spürte und den Kopf anhob. Als ich meine Augen öffnete, stand er vor mir: Doktor Fox. In seinem Gesicht standen Erleichterung, Ärgernis und zugleich Besorgnis um mich, was einige Falten auf seiner jungen Stirn verursachte. Er zog sein Handy aus der Tasche, rief seinen Kollegen an und sagte: „Ich hab sie.“

„Ja, hier an der Brücke.“

„Okay, wir warten hier.“

„Sind Sie in Ordnung? Geht es Ihnen gut?“ erkundigte er sich bei mir bis er bemerkte, wie ich vor Kälte zitterte. Er zog seine Jacke aus und legte sie mir um die Schultern. Die Wärme seiner Jacke und seiner darin haftenden Körperwärme tat so gut. Ich schob meine Arme in die Ärmel und verschloss die Jacke. Sie passte perfekt für eine Herrenjacke. Doc Fox setzte sich neben mich und fragte:

„Geht es wieder?“

Ich nickte, da meine Zähne noch immer etwas aufeinanderschlugen und mir ein Antworten noch nicht möglich war.

Doc Fox zog mich ein wenig näher an sich heran, legte den Arm um mich und wärmte mich bis es mir etwas besser ging und ich zu erzählen begann. Von meinem Vater mit dem Boot dort hinten an der Brücke, meinem Sturz, meiner Rettung, meinem Herumirren. Einfach alles.

Doktor Matthes tauchte einige Minuten später auf und war weniger freundlich wie Doktor Fox, doch mein Therapeut gab ihm mit einem kurzen Zeichen zu verstehen, dass er sich beruhigen sollte.

„Was machen wir jetzt mit ihr?“

„Bring uns zu mir nach Hause. Sie bleibt heute Nacht bei mir.“

„Das kannst du nicht tun.“

„Doch. Das kann ich und das werde ich. Sie hat in der Klinik sowieso nichts verloren. Sie gehört dort einfach nicht hin.“

Sie redeten über mich, als wäre ich gar nicht anwesend gewesen. Dabei saß ich weiterhin genau neben Doc Fox und wärmte mich in seiner Jacke auf.

„Bitte bring uns zu mir. Dann erklär ich dir alles.“

Wir fuhren mit einem Audi zu einem Neubauhaus mit großen Balkonen und einer gläsernen edel gestalteten Eingangstür. Mit einem Fahrstuhl fuhren wir drei in die 2. Etage hinauf, liefen einen kurzen Gang bis zur Wohnungstür des Doktors und blieben stehen.

„Die Schlüssel. Wo habe ich die denn nur?“

Tastend suchte mein Therapeut seine Hosentaschen ab, bis ihm wieder einfiel, dass er seinen Schlüsselbund in seine Jackentasche gesteckt hatte. Jene Jacke, die ich noch immer trug.

Er sah mich an, ich begegnete seinem Blick aus diesen tiefen blauen Augen. Er lächelte.

„Darf ich mal kurz?“

Er zeigte gleichzeitig auf die linke Jackentasche und zauberte nach meinem Kopfnicken einen Schlüsselbund mit jeder Menge Schlüssel hervor, wovon er einen davon in das Türschloss steckte und aufschloss.

Nachdem wir eingetreten waren, staunte ich nicht schlecht. Denn diese Wohnung war groß und sehr hell eingerichtet. Große Glasfenster mit hellen Vorhängen, weiße Möbel, weiße und zarte lindgrüne Wände, Schwarzweiß-Fotografien, die ihn als Kind zeigten. Ich musste schmunzeln und fühlte mich auf der Stelle wohl an diesem Ort.

Doktor Fox geleitete mich in sein Bad, einen ebenfalls hell eingerichteten Ort seiner Wohnung, und brachte mir anschließend etwas warmes Trockenes zum Umziehen. Danach schloss er die Badtür wieder und ging zu seinem Kollegen zurück.

Während ich mich meiner nassen Kleidung entledigte, hörte ich gedämpfte Stimmen vor der Tür und lauschte angespannt.

Die beiden Ärzte unterhielten sich über… MICH. Doktor Matthes bestand darauf, mich wieder zurück in die Klinik zu bringen, während Doktor Fox mich nicht wieder zurück an diesen Ort bringen wollte, wo ich seiner Meinung nach eindeutig nicht hingehörte.

Doch wohin gehörte ich?

Hexen, Giftzwerge und andere Fabelwesen #4 ~ Schnitzel-Tag

Als ich gegen Mittag den Hausflur unseres Hauses betrat, war schon die Nachbarswohnung geöffnet und ein Herr eines Pizzalieferanten eilte die Stufen zu meiner Nachbarin Frau Troll hinauf und nannte die Summe der Essenbestellung. Kaum erblickte Frau Troll das Mittagsmenü für sich und ihren Sohn meinte sie erstaunt: „Heute ist doch Schnitzel-Tag.“ Scheinbar befand sich besagtes Schnitzel nicht im Karton. Wie es letztendlich ausging, weiß ich nicht, da ich gerade zur Postfrau hinuntereilte, um meine neue Büchersendung entgegen zu nehmen.

Meine Nachbarn Familie Troll – müsst ihr wissen – kochen seit ca. 1 Jahr nicht mehr und bestellen täglich (!) 2 mal (mittags und abends) bei einem Pizzalieferanten ihre warmen Mahlzeiten.

Bei uns gibt es heute übrigens Asiatisch – selbstgekocht im Wok mit leckeren Mu-Er-Pilzen. Ich liebe diese schwarzen Dinger total! 🙂

 

Lilith – Racheengel der Nacht

Als ich heute morgen die Augen aufschlug und mich in meinem Zimmer umsah, war mir anfangs erst gar nicht bewusst, dass ich in meinem eigenen Bett lag. Grund dafür waren vielleicht meine fiebrige Erkältung oder Gedanken, die in meinem Kopf nachhallten. Denn ich hatte eine neue Idee für eine neue Geschichte. Wie lang diese allerdings wird, weiß ich noch nicht. Es kann eine Kurzgeschichte oder ein kleiner Roman werden. Das ist mir erst einmal egal. Hauptsache ist, dass meine Geschichte an Gestalt annimmt. Der Titel steht aber schon fest: Lilith – Racheengel der Nacht. Ich brauchte nicht einmal überlegen, denn er stand vor meinen inneren Augen, ich musste ihn nur noch ablesen. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Allerdings sei gesagt, dass es um eine junge Frau geht, die in ihrer Vergangenheit viel Schlimmes wegen Vampiren erlebt hat und sie den Kampf gegen diese nächtlichen blutsaugenden Ungeheuer aufnimmt – mit einer Geheimwaffe…

Seid also genauso gespannt auf die Geschichte wie ich, denn es wird blutig, mutig und vampirhaft gruslig! Nein, war ein kleiner Scherz 😉

Falling Angel (Angel without wings)

written 2006

Part I

Kategorie: Sonstige Storys

Es gibt Wesen auf Erden, die wir nicht sehen, hören oder fühlen können. Wesen, die auf dich Acht geben, dich beschützen und dir helfen ohne das man von ihnen weiß. Schutzengel. Und dann gibt es  Wesen, die dich mit sich nehmen müssen, wenn dein Leben abgelaufen ist. Todesengel. Einer von ihnen ist Michael, ein Todesengel.

 

Michael erhielt von seinem Schöpfer und dem Schöpfer aller Lebewesen auf Erden vor einigen Tagen den Auftrag genau heute – Mittwoch punkt 12 – eine junge Frau mit sich zu nehmen… mit sich hinauf in den Himmel. Es ist einer von bereits hundert – nein tausend für ihn üblichen Aufträgen, die er seit seinem Tod und somit seit seiner Verwandlung in einen Engel (die mit der Verleihung seiner weißen Flügel bekräftigt wurde) zu erfüllen hatte. Bisher konnte er seine Aufträge immer problemlos erfüllen. Aber nicht diesmal, denn diesmal hatte sich etwas verändert. Er hatte sich verändert.

 

Kiara, ein junges Mädchen im zarten Alter von 20 Jahren (kurzen blonden Haaren, die sie wie einen menschlichen Engel erscheinen ließen) war mit ihrem PKW morgens auf einer Landstraße unterwegs, auf der kaum etwas los war. Nur hin und wieder kreuzten einige LKW und PWK ihren Weg und verschwanden wenige Sekunden danach auch wieder im Nirgendwo aus dem sie kamen. Das störte die junge Frau nicht weiter, denn sie hatte gute Laune dank des wunderschönen Sonnenscheins, der herrlich blühenden Natur und der guten Musik, die aus ihrem Radio erklang. Außerdem freute sie sich sehr auf ihre Eltern, die sie bald erreicht haben wollte, weil ihr Vater seinen 40. Geburtstag in einigen Tagen feierte. Genau aus diesem Grund hatte Kiara sich extra ein paar Tage Urlaub genommen, um mit ihren Eltern dieses Ereignis feiern zu können. Mit einem schönen vergnüglichen Lächeln auf dem Gesicht setzte sie ihre Fahrt unbescholten fort, als plötzlich wie aus dem Nichts ein riesiger LWK direkt auf sie zuschoss – und das mitten auf der schon so schmalen Landstraße, wo sich links und rechts ein tiefer Graben befindet.

Kiara starrte wie gebannt auf den LKW, der immer schneller auf sie zuraste. Panik stiegt in ihr auf, sie überlegte so schnell sie konnte nach irgendwelchen Möglichkeiten, um nicht mit dem LKW zusammen zu stoßen und einen Unfall zu entgehen. Sie drückte auf ihr Lenkrad, so dass ein lautes Hupsignal ertönte, weil sie vermutete, dass der LKW-Fahrer entweder am Steuer eingeschlafen ist oder sie nicht bemerkt hatte. Doch nichts passierte. Der LKW raste weiter direkt auf sie zu, so dass er nur noch knappe 25 Meter von ihr entfernt war. Kiara traf eine Entscheidung. Sie riss das Lenkrad herum, so dass sie auf die Gegenfahrbahn geriet, in der Hoffnung, dass der LKW an ihr vorbei führe, doch der LKW rammte sie trotzdem, so dass sie ins Schleudern geriet, den Asphalt verlies, sich mehrmals überschlug und letztendlich im angrenzenden Graben liegen blieb. Für einen Moment konnte sie noch ihre Augen öffnen als sie da auch schon einen jungen Mann erblickte, der sehr hell erstrahlte. Danach fiel sie in eine Bewusstlosigkeit aufgrund ihrer unzähligen Verletzungen und starken Schmerzen.

Der junge Mann war Michael, ihr Todesengel, der den Unfall mitbeobachtet hatte, aber nicht eingreifen konnte – schließlich war es ihr Schicksal. Als er allerdings die Autotür öffnet eund das hübsche Gesicht umringt von den blonden kurzen Haaren erblickte, war er hin und weg von Kiara, die teilweise Blut überströmt und bewusstlos in ihrem PWK saß. Michael kann sich absolut nicht mehr auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren, denn er will nicht akzeptieren, dass diese junge Frau mit ihm gehen soll…schon gar nicht weil er plötzlich ein wollig warmes Gefühl in seinem Herzen und ein irres Kribbeln in seiner Bauchgegend wahrgenommen hat und sich fragt, was das wohl ist. Doch beantworten kann er sich dies nicht, schließlich hat er vollkommen vergessen was es heißt ein Mensch zu sein, denn all seine Erinnerungen sind mit der Verleihung der Flügel gelöscht worden. Somit kennt er dieses Gefühl, das ihn nun durchflutet auch nicht. Es ist aber so warm und angenehm schön, so dass er es nicht mehr missen möchte, weshalb er eine für ihn folgen schwere Entscheidung trifft. Denn anstatt sie mit sich in den Himmel zu nehmen, heilt er all ihre Wunden und holt sie somit zurück ins Leben. Als Kiara endlich ihre Augen wieder öffnet und Michael erblickt, schlägt sein Herz noch schneller, ihres erwacht zum Leben, sie lächelt ihn schüchtern an und er wusste, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.

 

Jedoch hat jede Entscheidung seine Konsequenzen.

Denn kaum hat Michael die Entscheidung getroffen Kiara das Leben zu schenken, wird er von Gott zurückgerufen, wo dort eine Aussprache mit ihm sogleich stattfindet. In dieser soll Michael erklären wieso er seinen Auftrag nicht so erledigt hat wie geplant, sondern dem Menschen das Leben gerettet hat. Michael weiß anfangs nicht wie er dieses wundervolle Gefühl erklären soll geschweige denn ob er es überhaupt erzählen soll.

Da Michael einfach nur schweigt und kein Wort sagt, gibt es leider nur eine Sache, die es noch für ihn zu tun gibt: Er muss seine weißen Schwingen ablegen und als Mensch zurück auf die Erde kehren, um so zu leben wie ein Mensch, wovon er einem von ihnen das Leben geschenkt hat.

 

Part II

 

In der Zwischenzeit hat Kiara einen Abschleppdienst beauftragt ihren PKW und sie bis zur nächsten Werkstatt mitzunehmen von wo aus sie ihre Eltern verständigen will. Auf dem Weg dahin schweigt sie die meiste Zeit still – einerseits noch geschockt und steif vor Angst wegen des Unfalls, andererseits weil sie sich noch immer fragt, ob sie die Zeit nach dem Unfall mit dem Engel nur geträumt hat. Denn so recht an Engel hat sie noch nie geglaubt.

Als sie nach etwa ½ Stunde bei der nächsten Werkstatt angekommen sind und sie alles wegen ihres PKW’ s geregelt hat, sucht sie ein Telefon auf und ruft ihre Eltern an.

Kiara: „Hi Mom! Ich komme etwas später. Ich hatte einen Unfall, aber mir geht es gut.“

Mom: „Oh mein Gott, Kind. Wie konnte das passieren? Wie geht es dir?“

Kiara: „Soweit ganz gut. Ich bin gerade in Caltown und wird gelaufen kommen.“

Mom: „Nein, warte. Dad wird dich abholen, mein Schatz. Er ist gleich da.“

Kiara: „Okay, Mom. Ich bleib hier. Bis gleich.“

Mom: „Ja, bis gleich.“

Noch sehr aufgeregt und aufgelöst legt ihre Mom auf, ruft ihren geliebten Mann Dieter zu sich, berichtet ihm kurz alles was sie soeben erfahren hat, woraufhin auch er etwas aufgelöst ist, sich ins Auto setzt und seine tochter abholen will.

 

Kiara hingegen lässt sich auf einer Stufe nahe der Telefonzelle nieder, um sich etwas zu erholen. Noch immer sieht sie Michael’ s  Bild vor Augen und fragt sich, ob sie tatsächlich träumte…

 

Etwa 10 Minuten später stoppt ein silbergrauer Wagen direkt vor Kiara  und ein etwa 40-jähriger Mann lächelt sie an. Seine Augen strahlen, sein Lächeln ist glücklich, zufrieden und herzallerliebst. Kiara erhebt sich, greift sich ihre Reisetasche, geht mit einem breiten dankbaren Lächeln auf den älteren Herrn zu, der mittlerweile ausgestiegen ist, und fällt ihm dankbar und glücklich am Leben zu sein und ihren Vater im Arm haltend, um den Hals. Er hält sie fest in seinen Armen, froh, sie wieder zu haben und dankbar darüber, dass es ihr gut geht trotz des Unfalls.

Anschließend begutachtet er seine Tochter sorgfältig und fragt:

„Und dir geht es wirklich gut?“

Kiara bestätigt es mit: „Ja, lass uns zu Mom fahren. Sie wartet bestimmt schon auf uns.“

„Ja, du hast recht.“ erwidert ihr der ältere Mann, so dass die beiden nur wenige Sekunden später im Auto sitzen und sich auf dem Weg zum Haus der Eltern befinden.

 

Als Michael als Mensch auf die Erde trifft, hat er weder Geld, Schuhe,… er kannte als Engel keine Gefühle, außer dieses wohlig warme Gefühl, was sich Liebe nennt. Doch als er auf die Erde aufschlägt – er musste das Himmelreich mit einem Sprung ins Ungewisse verlassen – spürt er einen starken Schmerz in seiner Brust, was ihm anfangs fast die Lunge zerreißt, denn diese hatte er als Engel nicht benötigt. Nun aber braucht er sie genauso wie seinen Geschmacks- und Geruchssinn, die er mit dem Aufprall auf den harten Asphalt erhalten hat.

Langsam, ganz langsam rappelt er sich auf bis er steht, und schaut sich um. Er ist auf der Landstraße mitten im Nirgendwo gelandet, wo er der jungen Frau vor wenigen Minuten das Leben schenkte.

Er nimmt den Duft der Natur war, die um ihn herum grünt und blüht.

Wunderschön.

Aber er spürt auch die Kälte des Asphaltes, die seine nackten Füße berührt und an ihm emporklettern will. Michael nimmt all dies genießerisch wahr – auch, wenn es nicht SO angenehm ist. Er schließt seine Augen, reckt sein Gesicht der Sonne entgegen und genießt die warmen Sonnenstrahlen, die sein Gesicht erwärmen.

>Wie schön es ist, all dies zu fühlen.<

Allerdings ändert sich seine Meinung nach etwa 10 km Fußmarsch ein wenig, denn seine Füße brennen vor Schmerz, seine Kehle ist trocken und schreit förmlich nach Wasser und der Rest seines menschlichen Körpers benötigt dringend eine Pause. Langsamen Schrittes gelangt er an eine kleine Hütte, die scheinbar unbewohnt ist. Mit suchenden Augen schaut er um sich, ob nicht doch jemand hier aufzufinden ist. Doch dem ist nicht so, weshalb er sich langsam der Hütte nähert – immer darauf bedacht, dass die Hütte doch bewohnt sein könnte. Vorsichtig betritt er die Hütte. Unbewohnt.

>Gut.< denkt er sich und begibt sich auf die Suche nach etwas Trinkbarem.

Nach einigem Hin und Her findet er eine alte Pumpe gleich neben der Hütte, die noch funktioniert. Mit einem Arm pumpend, mit dem anderen Wasser mit einer alten Tasse auffangend, steht er da und hofft auf Erfolg. Nach mehrmaligem Pumpen tropft es anfangs…und dann läuft das Wasser nur so aus ihr heraus. Michael lächelt zufrieden und pumpt weiter bis die Tasse voll ist. Anschließend führt er sie hastig zu seinem Mund und ertränkt seinen Durst zügig.

>Welch Wohltat.<

Als nächstes hängt er seinen Kopf unter den Wasserstrahl der Pumpe zwecks Abkühlung, was ihm zwar etwas kühl vorkommt allerdings auch die gewünschte Wirkung zeigt.

Nachdem Michael seinen Durst ein weiteres Mal gestillt hat, sucht er sich etwas zum Anziehen, wo er in der Hütte fündig wird. Zwar sind Schuhe und Jacke, die er gefunden hat, etwas zu groß, aber immerhin etwas.

 

to be continue

Shortys

written 2006

Unter dieser Rubrik finden Sie kurze unterhaltsame Gedankenanstöße des alltäglichen Lebens – beginnend mit dem Lieblingsthema der Frau: Männer. Viel Spaß!

Partnerschaftssuche

Auf der Suche nach einem geeigneten Partner setzen Männer und Frauen all ihre Sinne ein, die an dieser Stelle näher erläutert werden.

Augen auf, Hirn an!

Innerhalb der ersten Sekunde eines Blickkontaktes zu einem Mann entscheidet das Gehirn einer Frau, ob ER attraktiv ist oder nicht. Erfüllt er die Erwartungen einer Frau optisch, setzt sie ihre Reize ein, aber auch ihre anderen Sinne, um zu überprüfen, ob er eine gute Wahl als Partner ist oder nicht. Meist blickt SIE auf den Hintern, seine Hände, die Augen, seine Haare, die Größe und das Volumen – schließlich hat frau sich im Laufe der Zeit einen optischen Traumpartner gedanklich zusammengebastelt und den gilt es real zu erfüllen.

 

Nase – Sie hat auch viel zu sagen!

Ja, die Nase hat auch einiges zur Partnerwahl zu melden, denn ohne Sie hätten wir nicht einmal die Welt der Duschgels oder Parfüme entdeckt…

Worauf ich hinaus möchte, ist, dass wir Menschen so erschaffen sind, dass unsere Nase ein wichtiger Bestandteil bei der Partnerschaft ist. Ich konnte es selbst nicht glauben, bis ich es am eigenen Leib bzw. an der eigenen Nase erroch. Ich hatte nie Probleme Männer zu riechen, aber bei einem wurde mir regelrecht schlecht. Es war gleichgültig, ob er verschwitzt vom Sport kam oder eben erst aus der Dusche stieg – ich konnte ihn einfach nicht riechen. Für mich war es immer ein stechender Geruch, der von ihm ausging, so dass sich regelrecht mein Magen umdrehte. Selbst mit Hinweisen wie Seife, Parfüm, Kleidungswechsel etc. es half alles nichts, er „stank“ regelrecht für mich, weshalb ich ihn bis heute – für mich – Stinktier nenne, wenn ich mich an ihn mit Ekel in der Nase erinnere…Er war zwar ein sympathischer Mann, aber frau muss ihn auch riechen können, sonst klappt rein gar nichts. Vielleicht hat Stinktier ja eine Frau gefunden, die ihn riechen kann, ich konnte es jedenfalls nicht. Resümee: Die Nase entscheidet u.a., welcher Mann bei Frau ins Bett darf!

 

Liebe geht durch den Magen – wie Recht dieses Sprichwort doch beweist!

Leider gibt es eine Vielzahl Männer, die es noch immer nicht schaffen selbst ein Fertiggericht für die Mikrowelle nicht anbrennen zu lassen, geschweige denn mal eine Dose Fertigsuppe zu öffnen und diese einfach nur zu erhitzen. Aber kommen Sie meine Damen bitte nicht auf die Idee sich einen Koch als Partner zu angeln. Sie müssen nämlich bedenken, dass der Ärmste den ganzen Arbeitstag am Herd verbringt und kocht und in der Küche wie ein Profi werkelt, jedoch keine Lust mehr auf kochen hat, wenn er heimkommt. Resultat: Sie selbst stehen wieder am Herd. Allerdings (und hier der Nachteil bei einer Beziehung mit einem Koch) müssen Sie sich bei diesem Partner immer wieder anhören wie sie was zu halten, zu schälen, zu kochen, zu pürieren usw. haben. Und das jedes Mal! So macht das Kochen für die Frau keinen Spaß mehr. Der Höhepunkt in einer Beziehung mit einem Koch ist jedoch der, wenn der Koch dann doch mal die heimische Küche betritt, um seiner Liebsten ein Essen zu zaubern. Denn dann dürfen Sie meine Damen als Küchenhilfe dienen – sprich: alles vorbereiten, reichen, abspülen, wegräumen usw, (mit den üblichen Koch-Hinweisen, ohne geht es schließlich nicht) damit der Herr und Meister Koch sein Menü zubereiten kann. Denn ohne Sie würde er es erst gar nicht auf die Reihe bekommen.

Deshalb hier mein Rat an Sie: Kochen Sie lieber gleich selbst und suchen Sie sich einen Handwerker! Die können zwar nicht kochen, aber dafür haben sie andere Qualitäten. Zudem ist ihnen egal wie man beim Zubereiten eines Mahls das Messer hält.

Hexen, Giftzwerge und andere Fabelwesen #3

Familie Troll wohnt nebenan. Mama Troll (Rentnerin) und Sohnemann (über 40 J., geistig nicht ganz auf der Höhe) wohnen seit vielen Jahren in der Nachbarwohnung und hatten früher einmal einen Hund. Den Hund habe ich selbst nie kennengelernt, weil dieser irgendwann an Altersschwäche gestorben war. Das hat Mama Troll allerdings nicht wirklich verkraftet und auch nie wirklich verstanden. Sie lebt auch irgendwie nicht direkt auf unserem Planeten oder in unserer Zeit. Jedenfalls ziert seit dem Dahinscheiden des Bellos der nachfolgende Zettel die Wohnungstür von Familie Troll:

Vor etwa einem halben Jahr war noch ein Totenschädel mit gekreuzten Knochen auf dem Zettel an der Tür zu besichtigen. Die Katze jetzt finde ich persönlich schon erfreulicher 😉

geNERVt!

Ich begab mich heute zum Einkaufen, obwohl ich es zutiefst hasse. Aber irgendwann brauche ich auch mal wieder etwas zu essen in meinem gähnend leeren Kühlschrank. Also stiefelte ich los mit meinen Taschen leerer Wasserflaschen und leeren Stoffbeuteln. Ich schnappte mir einen leeren Einkaufswagen und packte in voll mit Äpfeln, Clementinen, Salat, 2 vollen Wasserflaschen, etwas Käse und Wurst etc. ehe ich meine leeren Wasserflaschen in den Flaschenrücknahmeautomaten zum Einzug legte. Schon waren auch diese Taschen wieder leer. Wie sehr vermisse ich die Zeiten, in denen ich die leeren Wasserflaschen einfach in den gelben Sack zur Wiederverwertung werfen konnte. Dieses ewige Rumgeschleppe macht einen noch ganz irre und ich vergesse die leeren Flaschen auch ständig mitzunehmen. NERV! Jedenfalls stehe ich dann an der Kasse in einer doch kurzen Schlange an 3. Position, hatte das Laufband mit meinen wenigen Artikeln beladen, mich vor meinen Einkaufswagen positioniert und wartete nur noch darauf, dass ich an die Reihe kam. Und was passiert? Eine ältere Dame hinter mir stehend schiebt meinen Wagen auf mich drauf! Und das nicht nur einmal, nein, immer und immer wieder! War die blind oder was? Langsam stieg Wut in mir auf, obwohl ich ein recht ruhiger Mensch bin. Aber so was ist schon mächtig dreist! Hatte die es etwa so mega eilig oder was? Ich blieb standhaft stehen, denn ich war noch nicht an der Reihe zu bezahlen. Wieso sollte ich also meinem Vordermann auf die Schulter springen?! Dann wieder ein Schubser von hinten. Ähm, hallo! Was soll das? Ich drehte mich genervt und mit wütendem Blick zu der Dame um. Doch die tat als wäre rein gar nichts. Wieder ein Schubser von hinten. ARG! Jetzt reichte es! Ich gab nun meinem Wagen einen kleinen Schubs, die alte Schachtel sollte mal merken, dass man so was mit mir nicht machen kann! Echt! So was unverschämtes aber auch.

Die hat es nicht einmal bemerkt. Na danke!

Endlich war ich an der Reihe mit bezahlen und beeilte mich von der Kasse wegzukommen, weil die Madam schon wieder drängelte. Alte Menschen haben wohl nie Zeit oder was? Als ich dann mit einpacken fertig war und den Laden verlassen wollte, schlich die Dame ganz langsam und gemächlich vor mir her zum Ausgang hinaus. NERV! Plötzlich hatte sie doch jede Menge Zeit. Im Gegensatz zu mir, aber überholen war leider nicht möglich – wegen „Gegenverkehr“. Ich war letztendlich froh, diese verdammte Einkaufstour nach dem Abstellen meines Einkaufswagens hinter mich gebracht zu haben und von dort wegzukommen.

Noch schlimmer finde ich es, wenn man einkaufen gehen will, es eilig hat und die älteren Herrschaften mitten in den Gängen stehen, ihre Einkaufswagen ebenso gut positionieren, dass man weder an den Personen, noch an den Wagen vorbeikommt. Selbst, wenn man höflich um Durchlass bittet, passiert entweder gar nichts oder die murren einen auch noch an. Was soll das? Schwatzen könnt ihr auch an einer Seite oder Ecke, wo ihr niemandem im Weg seid. So was rücksichtsloses aber auch!

Resümee: ICH HASSE EINKAUFEN!

Die „Alten“ stehen aber ebenso auf den Fußwegen – und zwar so, dass kein Vorbeikommen ist. Ja, man soll sich sogar noch von einem Auto überfahren lassen, nur damit die Grafschaften in Ruhe ihr Pläuschchen fortführen können ohne genötigt worden zu sein, mal wenigstens etwas Rücksicht auf die anderen Passanten zu nehmen. Frechheit!

Ich hoffe nur, dass ich mal nicht so alt und bekloppt werde! Wenn doch: Erschießt mich bitte! Danke!

Verfolgungsjagd

Lilith (17 jähriger weiblicher Teenager mit langen pechschwarzen Haaren, schlanker Figur und katzengrünen Augen) und ihr 4 Jahre jüngerer Bruder Jeremy (ein „Normalo“ wie Lilith die Menschen ohne besondere paranormale Fähigkeiten bezeichnet) sind auf der Flucht vor einer Gruppe Soldaten, die Lilith gern wieder einfangen würden, um weitere Tests an dem jungen Mädchen mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten durchzuführen. Die beiden fliehen, werden bei ihrer Flucht allerdings von einem Hubschrauber aufgefunden, der sie verfolgt und mit seinen donnernden fliegenden Maschinengewehrkugeln zum Anhalten und Lilith zum Aufgeben zwingen will.

Auf einer verlassenen Landstraße mitten in der Wüste

Der alte klapprige Jetta hatte den Geist aufgegeben, nachdem die Gewehrkugeln aus dem bewaffneten Helikopter direkt hinter uns den Motor und das Kühlaggregat außer Gefecht gesetzt hatten. Heißer Dampf stieg auf, der Motor ließ und ließ sich einfach nicht mehr starten. Ich versuchte es noch einige Male, doch erfolglos. Der Wagen bewegte sich keinen einzigen Milimeter mehr weiter. Verdammter Mist! Fluchend schlug ich auf das lederumsäumte alte Lenkrad des Jettas ein, dessen Nähte sich bereits begannen aufzulösen und das Leder vom Lenkrad allmählich auseinander ging und abzufallen drohte. Ich griff anschließend meine Tasche mit dem allernotwendigsten Utensilien – ja, auch mein MP3-Player gehörte dazu, denn er beruhigte immer meine Nerven, damit ich nichts ausversehen in die Luft sprengte. Ich sprang aus dem Wagen, holte Jeremy vom Rücksitz und rannte mit ihm am Arm davon. Wieder einmal.

Die Hubschrauberblätter surrten ganz knapp über unsere Köpfe hinweg, ich hörte schon beinah, wie sie meine langen schwarzen Haare kürzten.

Wie tief wollte dieser idiotische Pilot denn noch fliegen? Will er uns die Köpfe von unseren Schultern schneiden oder was?

Jeremy stolperte beim Rennen über einen kleinen Stein auf der sandigen Straße und fiel beinah hin. Ich konnte ihn gerade noch auffangen und mit ihm weiter rennen, damit die Soldaten uns nicht sofort schnappen konnten. Ich jagte mit Jeremy so schnell uns unsere Füße trugen über die leere Landstraße, doch der Hubschrauber folgte uns noch immer. Verdammt. Was machen wir nur?

Spontan änderte ich meine Richtung, zog Jeremy an der Hand hinter mir her und spurtete über den goldgelben Wüstensand. Mitten hinein ins Nichts – außer ein paar rötlichen Felsen und Steinen, stacheligen grünen Kakteen und hohen Bergen. Letztere waren allerdings noch viel zu weit weg, als das wir die fliegenden Soldaten hätten abhängen können. Ich zermarterte mir das Hirn, mir fiel aber nichts brauchbares ein.

Wieso hatten sich die Soldaten nicht längst vom Hubschrauber absetzen lassen und jagten uns zu Fuß weiter? So schnell waren wir beide nun auch wieder nicht, dass die uns nicht hätten einholen können. Merkwürdig. Das bedeutete allerdings auch, dass alle sich noch im Hubschrauber befanden. Wir mussten ihn zerstören oder irgendwie vom Himmel holen, damit wir so wenigstens ein klein wenig zeitlichen Vorsprung hatten. Aber wie holt man einen bewaffneten Hubschrauber vom Himmel, wenn man nichts bei sich trug außer einem kleinen Taschenmesser, einer Umhängetasche mit Lebensmitteln, einem Handy, einem MP3-Player, einer silbernen Digicam und einer Flasche Wasser. Wir waren auch von nichts wirklich brauchbarem umringt in dieser trostlosen verlassenen Gegend. Was sollten wir nur machen? Jeremy rannte neben mir keuchend her und blieb plötzlich stehen. Mitten in der Verfolgungsjagd.

„Mach doch was, bitte! Die erschießen uns sonst noch.“ bat er drängelnd.

„Was soll ich denn machen? Soll ich die etwa mit meiner Wasserflasche bewerfen?“ fragte ich ihn irritiert.

„Du weißt schon was. Das Paradingsda… Das mit deinen Gedanken.“

„Das kann ich nicht.“

„Doch, das kannst du.“

„Nein. Kann ich nicht.“

„Oh doch! Ich habe gesehen wie du deinen MP3-Player in deinem Zimmer angeschaltet hast ohne ihn überhaupt zu berühren.“

„Ein MP3-Player ist aber auch viel einfacher und wesentlich kleiner als das riesen Vogelvieh dort oben!“ brüllte ich jetzt ihn fast an.

„Du kannst es doch wenigstens versuchen. Welche Wahl haben wir denn sonst.“

Gar keine. Doch das sagte ich Jeremy nicht.

Mist. Verdammter Mist. Warum müssen diese kleine Nervzwerge immer an meiner Seite sein und Recht haben wollen? Und warum kann sich dieses blöde Hubschrauberding nicht einfach in Luft auflösen oder einfach vom Himmel fallen und explodieren?

Der schwarze metallene Riesenvogel kreiste noch immer lautstark dröhnend über unseren Köpfen hinweg und entlud seine Kugeln in unsere Richtung.

„Lilith!“ schrie es direkt neben mir als gelboranger Sand in die Luft stob, als die Kugeln den sandigen Boden extrem nah neben uns trafen, so dass recht schnell ein leichter hauchdünner sandiger Nebelschleier entstand. Ich packte Jeremy am Arm, rannte wieder los und zog meinen kleinen Bruder hinter sich her.

„Wir müssen hier weg, sonst erwischen die uns noch. LAUF!“ befahl ich ihm barsch und jagte davon.

„Wir können aber nicht ewig davon laufen, Lilith.“

Ich weiß, dachte ich.

„Aber zuvor müssen wir erst einmal irgendwo Unterschlupf finden. Also halt die Augen offen. Irgendwo muss doch etwas sein, wo wir uns verstecken können. Die Frage bis dahin ist nur, wie wir den Heli loswerden können.“

Dieser verfluchte Hubschrauber ließ sich einfach nicht abhängen. Wie sollten wir beide uns nur verstecken können, wenn der immer wieder über unseren Köpfen kreist und uns mit seiner scharfen Munition befeuert?

Vielleicht hatte Jeremy ja doch recht. Ich sollte es vielleicht doch auf einen Versuch ankommen lassen. Okay, los gehts. Mehr als schief gehen, kann es ja nicht.

Ich atmete tief durch, schloss meine Augen, versuchte das störende lautstarke Motorengeräusch des Helikopter auszublenden und machte mich an die Arbeit. Ich ließ meine Gedanken in Richtung Hubschrauber gleiten, in sein Innerstes, in seine Elektronik. Denn nur diese konnte ich gegen die bewaffneten Männer einsetzen und ggf. zerstören. Aber zuvor musste ich erst einmal wissen, wie so ein Helikopter funktioniert.

Tausend mal berührt

Ihr kennt doch sicher alle diesen Song „Tausend mal berührt, tausend mal ist nichts passiert…“ von Klaus Lage. Ich dachte immer, so etwas gäbe es nur in Büchern oder Filmen, bis es mir jetzt selbst passiert war. Silvester 2010 mit Basti, einem Kumpel meiner Schwester, der auch wie ich zur Party eingeladen war.

Ich war nach langer unglücklicher Zeit wieder Single, Basti schon etwas länger. Wir kannten uns schon seit Jahren über meine Schwester und hatten uns auch schon öfter gesehen, aber wir waren füreinander tabu, denn immer wenn wir uns trafen, war einer von uns in einer Beziehung. Also nichts für den anderen. Bis zu Silvester 2010. Da waren wir beide Single und es traf Basti wie von einem Blitz so heftig, als ich den Raum betrat. Er ließ es sich kaum anmerken, neckte mich aber hin und wieder und wollte meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Mir war das anfangs gar nicht aufgefallen, weil so viele Leute im Raum waren. Aber ich unterhielt mich mega gern mit ihm und fühlte mich wohl in seiner Nähe. Irgendwie klebten wir fast den ganzen Silvesterabend aneinander bis Basti gehen musste. Ich fühlte mich urplötzlich so unglaublich allein ohne ihn und hatte nicht einmal seine Telefonnummer. Das stimmte mich zutiefst traurig. Einen kleinen Hoffnungsschimmer hatte ich zum Glück aber noch, denn wir waren beide im gleichen sozialen Netzwerk angemeldet und ich schrieb ihm umgehend eine Nachricht als ich von der Silvesterparty allein zu Hause ankam. Stunden später traten wir unseren E-Mail-Kontakt an. Unsere Mails wurden länger und länger, wir schrieben bald darauf via MSN miteinander, doch das genügte uns nicht. Letztendlich tauschten wir unsere Nummern aus und telefonierten Stunden- und auch Nächtelang miteinander und hätten nie ein Ende gefunden, wenn wir nicht auf Arbeit gemusst hätten. Samstag stand Basti plötzlich vor meiner Tür. Er hatte sich nach mir gesehnt. Ich war einerseits sichtlich überrascht, andererseits auch glücklich ihn nach „so langer Zeit“ (eigentlich war ja nur 1 Monat vergangen) wiederzusehen. Es trieb mir kleine Tränen in die Augen, die ich jedoch umgehend unterdrückte, damit er sie nicht sah. Wir waren bald wieder in unsere Gespräche vertieft, hielten irgendwann Händchen, kuschelten miteinander beim DVD kucken und wollten nicht, dass der schöne Tag endete. Spontan planten wir seine Übernachtung bei mir. So schnell durfte noch nie ein Mann bei mir übernachten. Mit Basti ist das allerdings etwas anderes. Zwischen uns besteht diese unglaublich tiefe Vertrautheit, dass es einem beinahe Angst machen könnte. Vielleicht liegt diese Vertrautheit daran, dass wir beide ähnliche Denker und Fühler sind, vieles schon immer gleich oder ähnlich gemacht haben und ähnlich ticken. Irgendwie unheimlich manchmal seinem „Spiegelbild“ gegenüber zu sitzen. Dennoch finde ich es toll und könnte heulen bei dem Gedanken daran, dass uns in der Woche über 420 km trennen und wir uns meist nur am WE sehen können, wenn überhaupt. WE`s sind allerdings VIEL zu kurz für Liebende… Es ist die reinste Folter, wenn ihr mich fragt. Ich hatte schon einige Fernbeziehungen, aber diese hier wird mit Sicherheit die Schlimmste für mein Herz und auch für seins. Wir wollen beide, dass es dem anderen gut geht und er nicht verletzt wird. Wir fühlen beide schon so stark füreinander, dass es beinahe weh tut, wenn wir uns nicht jede Sekunde berühren können…

Basti übernachtete bei mir. Es war toll ihn bei mir zu wissen und noch toller, dass er nicht einmal nachts schnarcht. Das ist für mich der Himmel auf Erden, denn Schnarcher hielten mich immer vom Schlafen ab und ich war extrem genervt und gereizt am nächsten Morgen, weil ich übernächtigt war. Aber nicht mit Basti. Er war so leise. Ich konnte ihn kaum hören. Da schnarcht selbst mein Kater lauter als Basti, lach. Am nächsten Morgen frühstückten wir zusammen – toll! Das hatte mir so sehr gefehlt während meiner Singlezeit. Das Mittagessen kochten wir gemeinsam, gingen zusammen spazieren, wärmten uns hinterher gegenseitig kuschelnd auf und schliefen müde auf der Couch ein… Und dann musste er heim fahren. 420 km weit weg von mir. Es zerriss uns fast die Herzen. Ich wollte ihn gar nicht los lassen, er mich auch nicht, wie mir seine tiefe Umarmung deutlich machte…

Auf der ganzen Fahrt telefonierten wir via Handy miteinander – kostenlos über O2, denn er hatte mir am Samstag ein neues Handy geschenkt (ich habe ein anderes Handynetz), mit einer Partnerkarte, so dass wir uns untereinander kostenlos anrufen können. Jederzeit. Ich erklärte ihn anfangs für verrückt, finde diese Idee aber seit unserem ersten Telefonat auf seinem Heimweg grandios. 🙂

Dennoch verstehen wir beide absolut nicht, wieso wir nicht schon vor vielen Jahren zusammengekommen sind, obwohl wir uns schon beinahe ewig kannten. Uns fällt nicht einmal mehr der Zeitpunkt ein, an dem wir uns das erste Mal begegnet waren – vermutlich weil wir damals noch tabu für einander waren, weil einer von uns in einer Beziehung steckte… Deshalb genießen wir jetzt jeden Augenblick intensiv miteinander, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Ich freue mich bereits auf das kommende WE, wenn Basti wieder – diesmal geplant – vor meiner Tür steht und läutet 🙂

„Tausend und eine Nacht und es hat ZOOM gemacht…“ Wie wahr!

Ich kann es noch immer nicht glauben, dass ich endlich MEINEN Mann nach all den Reinfällen gefunden haben soll und frage mich, womit ich so viel Glück verdient habe. Es macht mich nur unendlich glücklich 🙂

Mein Engel

Schule. Gymnasium. Fremde neue Klasse der 8d in einer fremden neuen Schule. Einige unbekannte fremde Gesichter meiner neuen Mitschüler und noch fast leere Bänke und Sitzplätze.

Ich war eine der ersten, die ihr neues Klassenzimmer der 8 d des städtischen Gymnasiums betrat und ihren Platz nach reichlicher Überlegung auswählte, denn Zeit hatte ich, weil bisher noch kaum jemand anwesend war, weil ich überpünktlich angekommen war. Wie immer, wenn es etwas wichtiges zu regeln gab. So eben die Sitzplätze. Da saß ich nun, inmitten eines fast leeren Klassenzimmers mit ein paar mir völlig fremden unbekannten neuen Mitschülern. Ich fühlte mich unbehaglich und absolut nicht wohl. Immer, wenn die Klassenzimmertür sich öffnete, drehte ich mich um. Ich war neugierig, wer als nächstes unser Klassenzimmer betrat und mein neuer Mitschüler war.

Draußen schien die Sonne. Leider befand sich unser Klassenzimmer nicht auf der Sonnenseite, sondern auf der entgegengesetzten. Das bedeutete, dass der Schulflur vom Licht wunderbar durchflutet wurde. Ich wäre so gern draußen gewesen und hätte die warmen Strahlen der Sonne genossen, aber ich wollte mir meine neuen Mitschüler von Anfang an anschauen. Und dann ging die Tür auf. Sonnenlicht fiel in unser Klassenzimmer und ER trat in mein Leben. Mein Engel. Michael. Er stand im Türrahmen, ließ seinen Blick durch das neue Klassenzimmer und über die neuen Mitschüler gleiten und suchte sich einen Platz aus. Ich hingegen war wie gefesselt von seinem atemberaubenden Anblick. Er sah aus wie ein Engel. So wunderschön. So elegant. So strahlend. Letzteres lag vielleicht auch ein klein wenig an der Sonne, die durch den Hausflur auf ihn fiel. Aber dennoch, er strahlte selbst eine Gelassenheit und Selbstsicherheit aus, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Ich vergaß Zeit und Raum um mich herum, ich wusste ja nicht einmal mehr wo ich war, so sehr hatte er mich in seinen magischen Bann gezogen. Ich hatte mich augenblicklich unsterblich verliebt…

So in etwa musste sich wohl auch Basti gefühlt haben, als ich vor Kurzem einen Raum betrat, in dem er sich bereits befand. Er sah mich auch als Engel, wie ich vor vielen Jahren meinen persönlichen Engel Michael. Basti war wie verzaubert. Er dachte nur noch: „Wow, ist die heiß!“ und setzte an diesem Tage alles daran meine ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich zu richten. Er wollte mir in die Augen sehen, sich mit mir unterhalten, mir nahe sein… Sein Wunsch sollte bald in Erfüllung gehen. Denn als wir uns am Tisch gegenüber saßen und uns mit den anderen Anwesenden unterhielten, klaute er mir plötzlich meinen Hausschuh mit seinen unbeschuhten Füßen. Ich blickte sofort unter den Tisch, um den Übeltäter zu identifizieren und entdeckte meinen Hausschuh zwischen seinen Füßen. Wie fies! Basti grinste breit und schelmisch. Und er hatte meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Wir unterhielten uns den ganzen Abend angeregt miteinander. Es war ein schöner Abend. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so angeregt und tiefsinnig mit jemandem unterhalten bzw. konnte ich mich überhaupt nicht mehr erinnern mich je mit jemandem so gut verstanden zu haben wie mit Basti. Erstaunlich. Umso trauriger wurde ich, als ich von ihm erfuhr, dass er gehen musste. Mein Blick sank und meine Laune merklich mit ihr. Ich wollte ihn noch nach seiner Nummer fragen, doch ich traute mich nicht. Mist verdammter! Warum nur musste ich auch so verdammt schüchtern sein?! Ich haste es, an diesem Abend besonders. Ich hoffte, dass Basti meine Freundschaftseinladung bei dem Sozialnetzwerk annehmen würde, in dem wir beide schon seit langem angemeldet waren. Ich hoffte es und bat ihn mit bebender Stimme darum ehe er ging und mich allein lies. Ich hätte losheulen können. Da hatte ich endlich mal jemanden getroffen, der mit mir auf einer Wellenlänge lag und dann verschwand er wieder aus meinem Leben – einfach so? Ich hasste die Welt und sah Basti mit tränenden Augen nach, wie er die Straße überquerte und zu seinem parkenden Auto ging, einstieg und davonfuhr. Ich dachte, ich sehe ihn nie wieder…

Am nächsten Tag.

„Sie haben Post“ posaunte mir mein E-Mail-Account in blauen großen Lettern freudig entgegen. Vermutlich wieder diese Werbemails, die kein Mensch braucht, dachte ich und klickte meinen Posteingang an. Ich fand eine E-Mail mit der Nachricht vor, dass Basti mir eine Freundschaftseinladung über unser gemeinsam genutztes soziales Netzwerk gesendet hatte. Ich traute meinen Augen kaum, so erfreut und überglücklich war ich in diesem Moment und las die Nachricht gleich noch einmal. Diesmal bemerkte ich auch die Uhrzeit der Nachricht. Es war kurz nach Mitternacht, als sie bei mir einging. Mein Gesicht erstrahlte immer mehr. Er hatte es also wahr gemacht und mir die Einladung gleich geschickt, nachdem er bei sich zu Hause angekommen sein musste. Toll! 🙂 Er hatte wohl die Traurigkeit in meiner Stimme bei unserer Verabschiedung am Vorabend herausgehört. Toller Typ! Ich loggte mich umgehend in unser gemeinsam genutztes soziales Netzwerk ein und sah seine Einladung. Ich nahm sie umgehend an und betrachtete mir eingehend sein Profil, sein Foto, seine Daten… Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich schrieb ihm sogleich eine E-Mail, mit Geschichten zum Vorabend, was sich nach seiner Abreise noch ereignet hatte – nur, um ihn auf dem Laufenden zu halten – und ja, ich gebe es zu, um mit ihm in Kontakt zu treten. 😉 Es funktionierte! 🙂

Schlangenbiss

written on 18.05.2010

Heute war ich sehr ruhig, beinahe schweigsam. Ich verspürte keine Lust mich mit irgendjemandem zu unterhalten. Ich hatte nicht einmal das Bedürfnis zu atmen, geschweige denn mich der Gartenarbeit zu widmen. Meinen Mitmenschen fiel meine getrübte Stimmung auf und sie sprachen mich darauf an, ich zuckte nur lustlos mit den Schultern und machte meine Arbeit weiter. Dabei fiel mir wieder ein, dass sich in unserer Gartensparte vor einiger Zeit eine Kreuzotter herumtrieb und sich am Liebsten unter Büschen und anderen zugewucherten Stellen versteckte. Ich wünschte mir, dass sie mich biss. Ich weiß nicht, woher dieser Wunsch plötzlich kam, aber er war da. Je länger ich im Garten in der Nähe von Büschen und Sträuchern arbeitete, desto mehr hoffte ich darauf, dass die Kreuzotter mich fand, mich biss und sich ihr Gift durch ihre Zähne in meine Haut spritzte. Ich wollte spüren wie sich das Gift in meinem Körper verteilte, ich wollte fühlen, wie sich alles verlangsamen würde bis mein Körper gänzlich gelähmt sei, sich mein Verstand nach und nach verabschiedete und ich einfach nur leblos daliegen würde, weil sich meine Seele ins Jenseits verabschiedet hätte…

Ich sehnte mich nach diesem Biss…

Ich träumte einen Traum, dass die Schlange mich fand und mir meinen sehnlichsten Wunsch erfüllte und mich angriff, ihre giftigen Zähne in meinen Unterarm versenkte und ihr Gift in mich eindrang. Ich rührte mich nicht und genoss einfach nur den kurzen stechenden Schmerz, den die Zähne der Schlange verursachten. Es stach und brannte, und ich genoss es. Ich bin eigentlich nicht masochistisch veranlagt, aber heute irgendwie schon. Nach nur wenigen Sekunden war alles wieder vorbei, die Zähne der Schlange waren wieder in ihrem Maul verschwunden und die Schlange zischte irgendetwas vor sich hin. Ich verstand kein Wort ihrer Schlangensprache und es war mir auch egal. Ich saß einfach da und wartete darauf, dass sich das Schlangengift langsam in meinem Körper verteilte. Ich weiß, ich hätte mich bewegen sollen, damit es schneller von Statten ging, aber genau das wollte ich nicht. Ich wollte einfach nur in Ruhe da sitzen und vor mich hinstarren, während mein Körper ganz allmählich vom Gift überschwemmt wurde…

Jemand stieß mich unabsichtlich an und mir wurde bewusst, dass alles nur ein Traum – ein Wunschtraum war. Langsam erhob ich mich aus meiner gebückten Haltung, richtete mich auf und blickte enttäuscht über den nicht stattgefundenen Schlangenbiss um mich herum und wollte nur noch von hier weg. Weg von all den Menschen, weg von dieser Umgebung, weg von diesem Planeten. Dabei fühlte ich mich einsamer denn je…

Die Hängebrücke

Ich stand auf, sah aus meinem Schlafzimmerfenster und traute meinen Augen nicht. Dort, wo gestern noch die grüne ungemähte Wiese mit den dahinter stehenden Häusern war, erblickte ich heute eine riesige Hängebrücke mit dicken Tauen, Holzdielen und blauen metallenen Verstrebungen. Ich kniff die Augen zu und öffnete sie wieder. Die beeindruckende Hängebrücke war noch da. Ich kniff meine Augen noch einmal zu und öffnete sie wieder, die Hängebrücke war immer noch da. Dieses Spiel wiederholte sich noch einige Male bis ich begriff, dass diese Hängebrücke wohl real war. Ich ging von meinem Fenster weg, zurück in mein Wohnzimmer zu meinem Stubentisch, dort wo meine Kamera lag. Ich war noch ein wenig schlaftrunken und fragte mich, ob mir der Sauerstoff irgendwie ausgegangen sei und riss das Wohnzimmerfenster zum Lüften weit auf. Auf dem Rückweg zum Schlafzimmer nahm ich meine Kamera mit und sah verwirrt auf die Rückseite meines Nachtlagers. Dort befand sich ein rundes Fenster statt eines eckigen. Seit wann hatte ich denn ein rundes Schlafzimmerfenster? Verwirrt blickte ich mich um. Da waren meine Kleiderschränke, dort mein Spiegel, da stand mein Bett mit meiner Bettdecke und meinem Kopfkissen. Es war alles da. Hektisch lief ich zurück ins Wohnzimmer, in mein Badezimmer, in die Küche. Alles war wie immer. Selbst mein schwarz-weißer Kater schnarchte auf seinem Kratzbaum leise vor sich hin. Merkwürdig. Ich öffnete auch in den anderen Zimmern die Fenster, zur Sicherheit. Vielleicht litt ich ja doch unter Sauerstoffmangel. Ich kehrte ins Schlafzimmer zurück und betrachtete in aller Ruhe mein neues rundes Fenster. Wo das wohl herkam? Ich erinnerte mich so rein gar nicht an dieses Fenster oder einen Umbau je zugestimmt zu haben. Denn gestern war es definitiv noch recheckig, so wie die anderen Fenster in meiner Wohnung. Bei meinem Blick hinaus aus meinem runden Bullauge sah ich sie wieder. Diese beeindruckende, einige Meter über dem Wasser schwebende Hängebrücke. Moment: Wasser? Seit wann ist denn ein See hier? Meine Augen flogen von links nach rechts und wieder zurück. Ich sah überall nur Wasser. Ich kniff wieder die Augen zusammen, doch Hängebrücke und See verschwanden nicht. Ich wollte es genauer wissen und hängte mich so weit wie möglich aus dem runden Fenster bis ich sah, dass das Wasser bis wenige Meter vor das Haus kamen und fragte mich wieder: Wo kommen Hängebrücke und der See plötzlich her. Durch die Wand hörte ich meine netten Nachbarn. Es waren Oli und seine Mutter, die sich angeregt miteinander unterhielten. Worüber, konnte ich nicht verstehen. Aber ich hörte sie. Ich war erleichtert. Sie sahen wohl auch die Hängebrücke und den See hinter unserem Haus. Ich machte einige Aufnahmen von dem unglaublichen Anblick dieses blau-braunen Riesen direkt vor mir, mal in Hochformat, dann in Querformat. Einige Male zoomte ich mit meiner Kamera auch näher ran, nur um die Details genauer zu sehen, wie die Hängebrücke so über dem Wasser schwebte und kleine Nebelschwaden sie ganz zart umzingelten. Beeindruckend.

Ich hielt es nicht mehr länger in meiner Wohnung aus, streifte mir meine Jeans über, schnappte mir meine Jacke im Vorbeigehen, verließ meine Wohnung und eilte, nachdem ich die Tür verschlossen hatte, die alten grauen Steinstufen hinab bis ich die Haustür erreichte. Ich riss sie fast heraus, so eilig hatte ich es auf einmal hinaus zu kommen. Ich wollte das Haus umrunden, um zu der Brücke zu gelangen und fand auch einen kleinen Pfad, der gestern auch noch nicht da gewesen war. Kopfschüttelnd und an mir selbst zweifelnd folgte ich diesem schmalen Pfad, der nur aus Erde und ein wenig Regen bestand, so dass sich meine Schuhe etwas in der matschigen Erde festsaugten und ein schmatzendes Geräusch machten als ich sie zu einem weiteren Schritt wieder herauszog. Ich hätte mir wohl besser Gummistiefel angezogen, wenn ich das eher gewusst hätte. Endlich hatte ich mein Wohnhaus umrundet und da sah ich sie. Ich stand direkt vor ihr. Die Hängebrücke. Ich betrachtete sie eine ganze Weile fasziniert von oben bis unten, von links nach rechts. Sie war etwa 2,5 bis 3 Meter breit, die Geländer zu beiden Seiten waren aus dicken Tauseilen gemacht, deren kleine Verstrebungen bis unter die Holzbretter liefen und dort befestigt waren. Direkt vor mir, also auf der stabilen Seite waren ihre blauen Eisenstangen in Beton eingelassen, für ihren Halt. Die Holzbretter in der Mitte, die als Fußweg dienten, sahen schon alt aus, so als ob sie bereits mehrere Jahre oder Jahrzehnte als Verbindung zwischen zwei Orten diente. Der blaue Farbanstrich aber war neu. Niemand spazierte über diese Hängebrücke, es war so, als existierte sie gar nicht, außer für mich. Vorsichtig, ganz vorsichtig ging ich auf die Hängebrücke zu und setzte zitternd meinen rechten Fuß auf das erste Holzbrett und vernahm den etwas dumpferen Klang beim Auftreten. Ich prüfte mehrfach die Standhaftigkeit mit ein wenig Schwung und Druck mit meinem rechten Bein, den ich auf das Holzbrett ausübte. Es war stabil. Außerdem war ich mir nicht sicher, ob das hier auch wirklich geschah. Doch es war so. Ich stand mit einem Bein auf der riesigen Hängebrücke. Ich wagte einen ganzen Schritt. Einen kleinen Schritt. Ich wollte immer noch die Chance haben, zurück zum Ufer springen zu können. Die Brücke existierte und ich stand sicher auf ihr. Okay. Vorsichtig lief ich Schritt für Schritt auf der Brücke und wurde immer sicherer und sicherer. Mit jedem Schritt nahm auch meine Schrittgröße zu. Irgendwann nach vielen Metern, ich hatte noch nicht einmal die Brückenmitte erreicht, nahm ich die Brücke kaum mehr wahr, denn ich sah nur noch das viele Wasser um mich herum und die Häuser, die diesen See oder war es ein Fluss (?) in seine Schranken wies. Weit vor mir sah ich eines dieser kleinen Boote wie ich sie aus Italien kenne, dort drüben noch eins und da gleich 3 Boote. Ich drehte mich um, hetzte auf die andere Seite der Brücke und sah, dass auch auf der anderen Seite des Sees vereinzelt kleine Boote umherschipperten. Ich fühlte mich fast wie in Venedig. Diese kleinen Gondeln waren klasse. Ich liebte sie schon als Kind als ich die ersten Fotos oder Filme damit sah. Jetzt waren sie real und fast zum Greifen nah. Doch ich stand auf einer Hängebrücke und konnte sie nicht erreichen. Deshalb beobachtete ich, wie eines dieser kleinen Venedigboote unter der Brücke auf der einen Seite verschwand und auf der anderen Seite wieder auftauchte. Ich war begeistert und machte zum Beweis – für mich, weil ich es noch immer nicht glauben konnte – jede Menge Fotos ehe ich zu dem anderen Ufer auf der anderen Seite der Brücke weiterlief. Mein Blick streifte abermals sehr oft die beiden Seiten zur Brücke. Ich konnte einfach nicht genug bekommen von den kleinen Booten, dem Wasser und der Hängebrücke selbst.

Als ich auf der anderen Seite der Brücke angekommen war, warf ich ihr noch einen letzten Blick zu ehe ich mich dem Ort, der nun vor mir lag, widmete. Dann drehte ich mich um und stand vor einem Eingangsschild. TORGAU stand mit riesigen schwarzen Lettern auf einem gelben Schild vor mir. Verdutzt schaute ich es an. Torgau? Wieso Torgau? Torgau ist doch über 34 Kilometer von Wurzen entfernt! Und es gab auch keinen See und keine Hängebrücke, die die beiden Orte miteinander verband. Ich litt wohl noch immer unter akutem Sauerstoffmangel, etwas anderes konnte ich mir nicht erklären. So betrat ich Torgau, einen Ort, den ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr besucht hatte. Er hatte sich kaum verändert. Seit meinem letzten Besuch, das war sehr sehr lange her, da war ich noch ein Kind, hat sich wirklich nicht gerade viel verändert. Erstaunlich. Ich fand nach einiger Zeit und vielen schmalen Gassen und etwas breiteren Straßen den Marktplatz. Ich hatte das Gefühl, irgendetwas oder irgendwen zu suchen. Ich konnte mich aber nicht mehr daran erinnern, was das war. Ich drehte mich einige Male um mich selbst im Kreis, um mir den Marktplatz von Torgau genau anzusehen und dann sah ich meinen Onkel über den Platz radeln. Er hat mich wohl nicht gesehen, deswegen rief ich ihm hinterher. Er hielt an und begrüßte mich von weitem, während ich auf ihn zueilte. Er fragte mich: „Hallo, was machst du denn hier?“ und ich berichtete ihm von der Hängebrücke, von der er allerdings bescheid wusste. Verwirrt blickte ich ihn an. Er mich ebenfalls. Es sah so aus, als hielt er mich für eine Verrückte. So langsam glaubte ich es ja selber und hielt besser meine Klappe. Ich lächelte und erkundigte mich nach seinem Weg und seinem Anliegen für seinen Torgaubesuch. Schließlich erinnerte ich mich daran, dass er auch in Wurzen lebte und nicht Torgauer war. Er entgegnete mir, dass er hier gern zum Einkaufen sei und er hier hin und wieder einigen alten Arbeitskollegen und Freunden von früher begegne, zum Reden. Er wollte auch weiter, weshalb wir uns voneinander verabschiedeten und er sich wieder auf seinen alten Drahtesel schwang und davon radelte. So war ich wieder allein. Mitten auf dem Marktplatz in Torgau und wusste nicht mehr, wie ich wieder zurück nach Hause kommen sollte. Einen Stadtplan hatte ich leider nicht und ich konnte mich auch nicht mehr erinnern aus welcher Richtung ich gekommen war und wo sich die Hängebrücke befand, über die ich nach Torgau gekommen bin. Verwirrt lief ich in die entgegen gesetzte Richtung, in die mein Onkel fuhr. Ich vermutete, dass er, aufgrund seiner leeren Taschen, erst noch einkaufen wolle, und beschloss eben besagte entgegengesetzte Richtung einzuschlagen. Ich irrte Stunden lang durch kleine Gässchen, entdeckte hier und da mal ein schönes Gebäude oder etwas anderes Interessantes, aber den Weg zurück zur Hängebrücke fand ich nicht mehr. Genauso wenig den Weg zurück zum Marktplatz. Es war hoffnungslos. Ich steckte irgendwo im Nirgendwo fest und fand nicht mehr nach Hause. Lustlos und traurig ließ ich meinen Kopf sinken, Tränen stiegen in meinen Augen allmählich auf, meine Füße brannten auch schon seit einer ganzen Weile und ich wollte einfach nicht mehr weiter. Ich wusste ja sowieso nicht in welche Richtung ich genau musste. Also blieb ich stehen, lehnte mich an die Hauswand hinter mir und wollte gerade anfangen, loszuschluchzen und mich über meine eigene Blödheit ärgern, als wie aus dem Nichts mein Onkel angeradelt kam und mich fragte, was denn los sei. Ich wischte mir hastig die Tränen aus meinem Gesicht und sagte ehrlich, dass ich mich verlaufen hatte. Er grinste mich breit an und kommentierte ein: „Typisch für dich!“ Schließlich stieg er von seinem Fahrrad ab und wir liefen zusammen Richtung Hängebrücke und verließen Torgau…

Dann erwachte ich aus meinem Traum, schlug die Augen auf und befand mich mitten in meinem Schlafzimmer in meinem Bett. Ich warf einen Blick zum Fenster, es war rechteckig, nicht rund. Und auch die Hängebrücke war vor dem Fenster verschwunden, ebenso wie der venediger See und die kleinen Boote… Nichts von all dem war passiert. Ich hatte alles nur geträumt…

Hexen, Giftzwerge und andere Fabelwesen #2

Ich kam heute nach einem langen stressigen Tag nach Hause, steckte den Schlüssel ins Haustürschloss, drehte ihn um, öffnete die Haustür und betrat das Treppenhaus, dunkel, trüb, grau. Kaum hatte ich das Licht eingeschaltet und die ersten grauen Steinstufen erklommen, wurde vor mir eine Wohnungstür aufgerissen. Neugierig blickte mich Madam Giftzwerg mit ihren kleinen giftigen Augen an. In ihren Händen hielt sie ein kleiner gelber Karton, sah aus wie ein Päckchen der Deutschen Post. Oben auf war ein Aufkleber befestigt, ich erkannte meine Anschrift und meinen Namen und den Absender. Ich wollte mir eigentlich das Päckchen schnellsten greifen und nach oben in meine Wohnung verschwinden. Doch Madam Giftzwerg war viel zu neugierig, als das ich meine Gedanken in die Tat umsetzen konnte. Sie hielt mich auch weiter auf, in dem sie mir berichtete, was ihr der Postzusteller erzählt hatte: Das Paket war beim Transport beschädigt worden und wies dementsprechend einige weitere Aufkleber an den Seiten auf. Allerdings waren die auch teilweise defekt und gerissen. So gut hielten diese Aufkleber dann auch wieder nicht. Ich nahm das Paket dankend und mit raschen Zügen zu mir, bedankte mich ein weiteres Mal, dass sie es entgegen nahm, obwohl ich so was EXTREM HASSE und lief schnellen Schrittes zu meiner Wohnung rauf. Ich kann es absolut NICHT ausstehen, wenn diese neugierigen Omis ihre Nasen in Dinge stecken, die sie absolut NICHTS angehen. Als ich in meiner Wohnung ankam und mir meine Winterkleidung ausgezogen hatte, untersuchte ich das Paket. Es war schwerer als ich dachte. Und auch kaputter als ich zuvor sah. Die ganze linke Seite war offen. Da hatte Madam Giftzwerg sicher noch ein wenig nachgeholfen und reingeschaut. Na super! Ich mache sicherheitshalber ein paar Fotos von besagtem gelben beschädigten Paket und öffnete es vorsichtig, um den noch verbliebenen Inhalt nicht zusätzlich zu beschädigen. Als es offen war, staunte ich nicht schlecht. Da waren verschiedene Gummitiere drin (Herzen, Bärchen und saure Beeren). Lecker! Ein Buch und 2 CDs, cool! Was für meine Augen und Ohren, klasse! Da hatte jemand an mich gedacht. Ich freute mich riesig! Allerdings fand ich keinen Zettel zu dem ganzen und wusste nicht, was der Grund für dieses coole Paket war, denn Weihnachten war schon lange vorbei und mein Geburtstag ist erst in vielen Monaten…

Später erfuhr ich dann, dass das Paket eigentlich noch mit weiteren Dingen bestückt war: Einem Brief für mich zum lesen mit dem Grund für die Zusendung und Briefmarken für mich… Tja. Da frage ich mich natürlich, wo diese 2 Dinge verschwunden sind – noch bei der Deutschen Post, um noch mehr Umsatz zu machen (also Briefmarken doppelt zu verkaufen) oder bei Madame Giftzwerg, die vor Neugier beinah geplatzt war, weil ich nichts zu dem Absender oder dem halb offenen Paket gesagt hatte. Der Brief und die Briefmarken waren jedenfalls weg 😦 Schade. Da erhalte ich endlich mal mein ALLERERSTES „Westpaket“ nur für mich gaaaaaanz alleine, muss nicht teilen usw. und dann passiert so was – Paket aufgefetzt und der Inhalt fehlt teilweise. Ich habe dem Absender Bescheid gegeben, er will sich bei der Deutschen Post erkundigen was und warum das Paket so beschädigt und mit teilweise fehlendem Inhalt ankam und was die Deutsche Post dagegen unternehmen will… Man sieht ja schließlich immer wieder wie man mit unserer Post umgeht (TV, Internet oder direkt vor Ort wie ich vor kurzem!): Manches/Vieles wird geworfen, fallen gelassen, in den Dreck/Schnee/Regen gestellt, etc. – egal, ob man auf ein Paket, Päckchen oder Brief schreibt: „Vorsicht, zerbrechlich!“. Ich hatte bisher leider schon einige schlechte Erfahrungen gemacht, allerdings nicht nur mit der Deutschen Post. Bei der DPD verschwand gleich ein ganzes Großpaket im Nirgendwo, Hermes „zerlegte“ ein Paket vollkommen, so dass nur noch Scherben ankamen usw. Da fragt man sich wirklich, wie mit dem Gut von anderen umgegangen wird und ob man sich nicht lieber selbst auf den Weg macht und es persönlich abliefert, nur um zu sehen, dass es auch wirklich gut und unversehrt angekommen ist…

Süchtig nach mehr…

Schule. Klassenzimmer. Mathematik.

Unser Lehrer steht vor der Klasse, verziert die grüne Tafel in der Mitte der Stirnseite des Raumes mit seinen weißkreidigen mathematischen Hieroglyphen und Formeln, die von uns Schülern eh keiner wirklich begreift und faselt irgendetwas von Schenkel a zu b oder dergleichen vor sich hin. Wir hörten gar nicht zu. Uns beschäftigten andere Dinge. Zum Glück saßen wir viele Bänke von unserem Mathelehrer entfernt, waren in unser Gespräch vertieft und bekamen von dem ganzen Geschehen da vorn nicht wirklich etwas mit.

„…und dann können wir jede Menge Blödsinn machen.“ grinste Michael mich an. Michael war mein rechter Banknachbar und bester Freund. Das klang vielversprechend, so dass ich dazu mehr hören wollte.

„Welche Art von Blödsinn denn?“ hakte ich neugierig nach.

Michael legte seine Hand auf meine, beugte sich plötzlich zu mir nach vorn und berührte meine Lippen mit seinen. Im ersten Moment war ich etwas überrascht, weil ich mit dieser Art von Blödsinn nicht gerechnet hatte, aber es gefiel mir. Seine Lippen waren so unglaublich weich und warm, sein Kuss so sinnlich und sanft. Nach einem kurzen zögerlichen Augenblick erwiderte ich diesen schönen Kuss und keuchte auf, als Michael sich von mir löste und forderte: „Mehr!“ Michael grinste wieder sein schelmisches Jungengrinsen, beugte sich erneut zu mir herüber und versank mit mir in einen weiteren längeren, intensiveren Kuss. Dabei vergaß ich wirklich alles um mich herum, sogar unseren Lehrer und die Mitschüler. Es gab nur Michael, mich und unseren Kuss. Michaels Küsse machten einfach süchtig. Wenn ich das nur eher gewusst hätte, dann hätte ich ihn womöglich schon viel früher geküsst.

Irgendjemand räusperte sich lautstark. Ich bemerkte es kaum, zu sehr war ich in Michaels Kuss versunken und in einer Welt, die ich zuvor noch nicht kannte…

Plötzlich klingelte mein Wecker laut schrillend neben mir und ich schreckte aus meinem Traum hoch.

Auf der Flucht

Ich schrieb vor einiger Zeit eine Szene meines kleinen Werkes „Auf der Flucht“ und möchte es euch vorstellen.

In der Story geht es um ein junges Mädchen namens Junie, die von Geburt an verschiedene Fähigkeiten besitzt, diese bisher nur teilweise kennt bzw. erforscht und unter Kontrolle hat, und auf der Flucht vor Leuten ist, die sie gern in ihrem Labor untersuchen und für ihre millitärischen Zwecke missbrauchen wollen.

Hier könnt ihr euch die Szene öffnen/downloaden und bitte auch kommentieren. Ich würde gern von euch wissen, wie ihr es findet. Ich danke euch! 🙂

Link zur Story (PDF-Datei): Auf der Flucht