Euer Schneewittchen
Anlass dieser Tagesreise war erstens der diesjährige Geburtstag meiner Mom wie auch unser beidiger Wunsch einmal Prag zu besichtigen und die Schönheit der Stadt auf uns wirken zu lassen.
Am frühen Morgen um 05:33 Uhr startete die Reise nach Prag mit der Anreise nach Leipzig im RE50. Es schneite in Leipzig und war kalt, der Wind peitschte meiner Mom und mir ins Gesicht. Dennoch fanden wir den Reiseveranstalter „Polster & Pohl“ aus Leipzig, die mit ihren 2 Reisebussen bereits auf uns warteten. Alle Reisenden wurden auf diese beiden Busse aufgeteilt. Meine Mom und ich fanden uns im Bus 1 auf der Reihe 12 (vorletzte Reihe, hinter dem Fahrer) wieder und machten es uns gemütlich. Unser Reisebus fuhr gegen 06:45 Uhr auf nach Prag, in dessen Zentrum wir ca. 4 Stunden später ankamen. (Wir fuhren nicht die direkte Strecke nach Prag, die nur 3 Stunden gedauert hätte, weil auf einer Teilstrecke in der Tschechei eine Mautgebühr verlangt wurde, weshalb wir einen langen Umweg fuhren.) So sahen wir teilweise die Landschaft in herbstlichen Farbtönen und stellenweise wieder winterlich in weißem Kleid – beinahe wie Weihnachten oder wie aus dem Märchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, welches ich sehr liebe und auch die Musik auf meinem kleinen MP3-Player erklang. Einfach wundervoll.
Die Astronomische Uhr, angefertigt von Magister Hanusch um 1490. Der kleine Ring markiert den Monat, der Zeiger den Mondstand, die zwölf vergoldeten Bogenlinien geben Auskunft über den Planetenstand.
In Prag angekommen, hatten wir unsere eigene Stadtführerin namens Irene (falls ich die ältere Dame richtig verstanden hatte). Sie führte uns im Schneegestöber mit unseren Regenschirmen im Eiltempo 2 Stunden lang durch Prags Straßen und Gassen, über einige Plätze und zeigte uns (teilweise auch leider von Weitem) Prags Sehenswürdigkeiten.
Die Uhrenscheibe am Altstädter Rathaus der astronomischen Uhr gibt mir arabischen Zahlen die alte böhmische Zeiteinteilung von einem Sonnenuntergang zum nächsten an.
Geld mussten wir wechseln, da in Prag nur in Kronen gezahlt werden konnte. Der Umrechnungskurs war gestern 1 Euro = 24,50 Kc.
Ich versuchte Fotos von den Gebäuden, Türmen, Kirchen, Museen etc. zu machen und mit der Gruppe mitzueilen, ohne sie zu verlieren. Auf der berühmten Karlsbrücke hielten wir nur sehr kurz an (wir waren nicht einmal 5 Meter über die Brücke geschritten), nur um dann zu erfahren, dass wir wieder umkehrten und eine andere Prager Sehenswürdigkeit besichtigten.
Meine Enttäuschung war groß. Ich verlor auch beinahe den Anschluss an meine Reisegruppe, weil ich unbedingt noch ein zwei Fotos von der schönen Karlsbrücke haben wollte, die in einem Jugendroman „Daughters of smoke and bone Bd. 1“ von Laini Taylor ausführlich beschrieben und mit einer Kampfszene bestückt wurde. Ich wollte diese Brücke UNBEDINGT vollständig überschreiten, doch meine Reisegruppe war weg… Ich suchte mit Blicken, eilte von der Brücke herunter und jagte durch eine Straße und entdeckte zufällig eine auffällig gekleidete Dame aus meiner Reisegruppe und atmete erleichtert auf.
Nach diesem Vorfall hielt ich mich etwas zurück mit dem Fotografieren und plante mit meiner Mom später zur Karlsbrücke – falls wir sie allein je wieder finden würden – zurückzukehren und sie komplett zu überqueren. Ich hoffte inständig darauf.
Gegen 12:45 Uhr verließ uns unsere Stadtführerin nachdem sie uns in ein tschechisches Restaurant führte und ließ uns speisen. Wir konnten uns ein wenig aufwärmen und mit tschechischen Speisen auf riesigen XL-Tellern stärken.
Danach seilten meine Mom und ich uns von unserer Reisegruppe, die während der Stadtführung immer mehr geschrumpft war, da unsere Reiseführerin sehr schnellen Schrittes durch Prag jagte, allein durch Prag. Wir fanden uns zurück zur Musikuniversität und der Kunstuniversität, die sich gegenüberlagen und bahnten uns bei Schneeregen vom Himmel bis zur Karlsbrücke zurück und überschritten sie vollständig, was ich sehr genoss und mir die beschriebenen Buchszenen in Erinnerung holte. Wahnsinn! Beeindruckend war der Blick, der durch kleine Nebelschwaden an Faszination gewann. Ich hoffe, es ist mir gelungen, ein wenig davon auf meinen Bildern festzuhalten…
Nach diesem kleinen Glückserlebnis spazierten wir gemütlich trotz des miesen Wetters durch Prags Straßen und genossen auch die kleinen und großen Gassen, die wunderschöne Architektur, traten hin und wieder in Pfützen, die es hier in Massen gab (die Gehwege und Straßen waren meist gepflastert und dies leider nicht gerade gut, so dass einige Stellen absackten und sich tiefe Pfützen bildeten). Wir entdeckten auch bekannte Läden und Hotels wieder (Ikea, Billa – ein Supermarkt, den ich aus meinem diesjährigen Venedigurlaub kannte, das Hilton Hotel, viele bekannte Schmuckgeschäfte,… Selbstverständlich gab es auch sehr viele Souveniershops mit diversen Artikeln u. a. auch passend zum Wetter mit Regenschirmen, Mützen, Ohrenschützern, Schals etc.
Die Kunsthochschule liegt an einer Kreuzung genau der Musikhochschule gegenüber.
Leider war die Zeit viel zu kurz, um alle Kirchen, Burgen und Museen Prags zu besichtigen, da wir 17:00 Uhr bereits wieder an Prags Bahnhof erwartet wurden, um die Heimreise anzutreten. Gegen 20:45 fuhren wir in Leipzig mit dem Reisebus auf dem Bahnhof ein, suchten unsere Bahn zurück nach Wurzen auf und kamen etwa 21:30 Uhr in meiner Heimat an. Erschöpft, müde und fasziniert von dieser schönen Stadt!
Eine solche Tagesreise ist ein toller und günstiger Ausflug ist, um etwas Neues von der Welt zu sehen. Wer jedoch intensiver diese Stadt in sich aufnehmen möchte, der sollte länger als nur einige Stunden dort verweilen – vielleicht 3 – 4 Tage oder länger.
Ich möchte diese Stadt auf jeden Fall noch einmal aufsuchen, um mir alles in Ruhe anzusehen und das Prager Leben kennen zu lernen. Dann werde ich aber mit Sicherheit NICHT Ende Oktober fahren
Am Tag unserer Abreise war ich sehr aufgeregt und nervös. Los ging es mit der Bahn von Frankfurt zum Frankfurter Flughafen. Ein riesiger Flughafen, wenn man bedenkt, dass ich bisher nur den Leipziger und Altenburger Flughafen bis zu diesem Tag kannte.
An einem Automaten besorgten wir unsere Boarding-Tickets mit einem Code, den wir zuvor per Bestätigungs-E-Mail zugeschickt bekommen hatten. Automaten sind eigentlich nicht so mein Ding, aber man konnte sich – wenn man zeitig da war, sogar die Sitzplätze im Flieger auswählen. Da wir nur Handgepäck hatten, ging alles relativ schnell bei uns. Allerdings mussten wir dennoch gefühlte Ewigkeiten anstehen, um durch die Sicherheitskontrolle zu gelangen. Ich war MEGA nervös und zitterte kurz davor am ganzen Körper. Nachdem wir die Sicherheitskontrolle passiert hatten, schnappten wir uns unser Gepäck und jagten los, denn unser Flieger sollte schon 12:20 Uhr starten – und wir hatten sämtliche Zeit beim Warten vor der Sicherheitskontrolle verloren. Wir rannten so schnell wir konnten zum Gate A17 und kamen keuchend am Schalter an, wo man uns mitteilte, dass wir die Letzten seien. Wir stürzten beinahe den Gang hinunter und standen anschließend schon wieder. Wieder eine Schlange. Diesmal allerdings eine Kürzere, die direkt in den Flieger hineinführte.
Der Flug selbst war angenehm. Ich genoss es wie behutsam wir uns den Wolken näherten und ich sie durch das kleine Fenster betrachten konnte. Es war beinahe so, als würden wir durch Zuckerwatte fliegen. Herrlich! Oberhalb dieser weißen Wolkendecke war es sehr hell. Hier hätte man eigentlich eine Sonnenbrille gebraucht.
Unser Flug dauerte ca. 30 Minuten, so dass wir schnell am Flughafen Marco Polo in Italien landeten und uns dort einen Ticketautomaten suchten, damit wir mit dem AEROBUS Nummer 5 für 5 Euro/Person nach Venedig fahren konnten. Bei diesem Bus darf man nur 1 Gepäckstück bei sich haben und es ist die günstigste Art nach Venedig zu gelangen. Taxis wurden uns auch oft selbst noch im Flughafen gleich nach der Landung angeboten, aber diese sind meist viel zu teuer. Der Aerobus No. 5 fuhr bis zu einem Busbahnhof von Venedig. Den Rest des Weges bis zu unserem Hotel legten wir zu Fuß hin – durch ganz Venedig mit einem schweren Rucksack auf dem Rücken und einer Canon Eos 60 D um den Hals, so dass ich gleich meine ersten Venedigfotos schießen konnte.
Auf unserem Weg zum Hotel (nahe des Markusplatzes) durch Venedig entdeckten wir eine Art Supermarkt namens BILLA, wo die Einheimischen einkauften. Wir hatten zuvor bereits einige Preise verschiedener Waren entdeckt und waren froh über den Supermarkt, denn hier waren die Preise angenehm. Einziges Manko: Alle Produkte waren in italienischer Sprache. Aber wir fitzten uns recht schnell durch, denn die meisten Produkte hatten Früchte und andere Inhaltsstoffe mit auf ihren Artikeln abgebildet. Pesca ist z. B. Pfirsich.
Nachdem wir unser 3-Sterne-Hotel „Lisbona“ in Venedigs Innenstadt endlich gefunden hatten – ich hatte mir zuvor schon Fotos dazu im Internet angesehen und wusste, dass es sehr versteckt lag – konnten wir unser Zimmer beziehen. Unsere Augen waren riesig als die Tür zu unserem Hotelzimmer geöffnet wurde. Es war klein. Nein, eher winzig. Das Zimmer hatte etwa eine Größe von max. 2,5 m x 2,5 m. Das Ehebett passte gerade so in den Schlaf- und Aufenthaltsraum hinein, so dass man noch rum herumlaufen konnte. Ein flacher TV hing an der stoffbezogenen schönen seidigen Wand, das Bett war ordentlich gemacht und wir hatten einen genialen Blick aus dem Fenster. Denn genau unter uns lagen die Gondeln der Gondoliere an. Was für ein toller Ausblick. Nach links sah man eine kleine Brücke, über die wir zuvor geschritten sind und rechts die Wasserstraße entlang sah man auf den Canal Grande. Wundervoll. Ich war begeistert!
Nach einem kurzen Aufenthalt im Hotel hielten wir es nicht länger aus und wollten Venedig erobern – zu erst aber etwas Italienisches essen. Es sollte eine echte italienische Pizza werden! So fanden wir uns nach einigen Biegungen, Gässchen und Brücken im Ristorante S. Stefano wider und bestellten uns leckere Pizza. Die Teller waren riesig, ebenso die Pizzen darauf, aber wunderbar köstlich und schmackhaft! Ich schaffte jedoch meine Pizza nicht komplett, was eigentlich sehr schade war, denn es schmeckte toll!
Bei der Rechnung standen allerdings nicht nur unsere 2 Bestellungen drauf, sondern auch Coperti/Coperto, was vermutlich das Trinkgeld der Kellner ist, der in Venedig standartmäßig aufgeführt und gezahlt wird.
Am Abend nach diesem angenehmen Mahl schauten wir uns noch ein wenig in der Stadt um, wobei ich immer wieder auf die wundervollsten Masken stieß – egal ob hinter Schaufenstern präsentiert oder direkt an Ständen gezeigt wurden. Ich hätte am Liebsten sofort einige von ihnen gekauft – wie auch die Postkarten mit ihren schönen Motiven.
Postkarten sind in Venedig übrigens sehr günstig. Die Preise lagen meist zwischen 0,25 bis 0,50 Euro. Nur sehr selten entdeckte ich Postkarten, die 1 Euro kosteten. Das nutzte ich sofort, denn ich LIEBE das Schreiben und Sammeln von Postkarten. Briefmarken fand ich auch schnell, denn in Lotto- und Souvenierläden gibt es diese meist zu kaufen. Und wenn nicht, fragt man einfach nach. Die meisten Verkäufer sprechen eher englisch als deutsch. Man lernt als Tourist jedoch schnell sich zu verständigen, z. B. mit einem Ciao (bedeutet „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“) oder Grazie („Danke“). Oder man spricht englisch, das ist die neben englisch meist gesprochene Sprache.
Alles in Allem war es ein toller erster Tag!